Sonntag, 29. Dezember 2019

Anprobe

Laut Wetterbericht gibt es eine "leichte Brise", aber ich höre den Wind um die Hütte pfeifen und die Wolken ziehen ebenfalls sehr schnell. Es stürmt, es zieht mich nicht nach draßen auf die Baustelle. Mit einer Windshelljacke bewaffnet traue ich mich dann doch hinaus - früher als die letzten Tage aber später als ich vorhatte. Das richtige Werkzeug auszupacken ist nun schon Routine.
Um 11 Uhr hat sich der Wind verzogen und ich fange an zu schwitzen, daher steige ich jetzt wieder auf ärmellose Weste um. Es ist schön, das Meer direkt vor der Nase zu haben, auch wenn ich leider kaum einen Blick dafür habe. Aber das Plätschern der Wellen und das Brummen eines Frachters sind wie Musik in meinen Ohren.
Als ich den Boden zur Häfte fertig habe, stören mich 2 herumliegende Verkleidungsbretter. Statt sie wieder woanders hin zu schleppen werde ich sie einfach verarbeiten. Sie bilden den Beginn der Rückwand. Das erste Brett ist immer das Schwierigste, da muss man alles ausrichten und manchmal nacharbeiten. Das Material reicht gerade soweit, dass die Wand unwesentlich höher ist, als der Fußboden. So, jetzt habe ich wieder Platz, um den Boden weiter zu machen.
Oh, zwei Besucher! Ragnar kommt in Arbeitskleidung mit einem Eimer voller Werkzeug; ob er wohl helfen will? Eva dabbelt hinterher und schimpft wie ein Rohrspatz auf die Eisplatten. Ich komme ihr zu Hilfe und reiche ihr eine Hand. Sie begutachten mein Werk. "Ziemlich groß, die Hütte?" "Tja, dann kann ich Euch ja zum tanzen einladen!" Stattdessen lädt Eva mich ein, zum Silvester feiern und Käse essen. Björn und Anne-Lise werden auch kommen, so ist es Tradition. Darauf freue ich mich! Eva tippelt wieder nach Hause während Ragnar in seinem Bootshaus verschwindet, er hat dort auch was zu basteln.

Wenn das Tagelischt verschwindet bekommt man irgendwie ein Gefühl von "Abend", auch wenn es früher Nachmittag ist. Es kommt Unruhe auf - ich habe ja noch lange nicht so viel geschafft wie ich wollte. Der Fußboden ist fast fertig, die letzten Dielen verlege ich mit Stirnlampe. Soll ich jetzt noch an den Seitenwänden anfangen? Lieber nicht. Aber ich könnte noch etwas an der Rampe herumdenken. Ich denke mit Händen und Säge. Und dann kann ich wieder nicht aufhören. Akku der Säge ist leer - ab in die Ladestation. Einen vollen habe ich noch vorrätig. Aber der Schrauber schwächelt auch schon und gibt bald darauf komplett auf. Nun muss ich 2 Geräte mit einem Akku bedienen und alles bei schwächer werdender Stirnlampe auch noch erkennen. Aber ich habe den Ehrgeiz, Hägar heute noch sein neues Zuhause zu zeigen. Rampe ist fertig! Hägar, komm!
Aber jetzt zeigen sich meine Fehleinschätzungen - die Rampe ist immer noch zu hoch, zu steil und zu klein. Ich müsste sie gerade treffen, für eine schräge Anfahrt ist sie zu schmal. Aber um vorwärts gerade anzufahren ist mein Grundstück nicht groß genug bzw. der Badestamp steht im Weg. Rückwärts? Ja, da treffe ich besser. Aber trotz aller Differenzialsperren klappt die Einfahrt irgendwie nicht. Ich vermute, dass die Aufhängung vom Schneeräumschild aufsitzt - mit Schmackes rumpeln wir hinein. Die Blessuren am Boden oder an Hägar kann ich erst bei Tageslicht anschauen; die Strinlampe ist nur noch eine Tranfunzel. In der Länge ist nicht mehr viel Platz - ich habe sehr genau gemessen. Nur an den Seiten bleibt noch etwas Stauraum übrig - den habe ich eingeplant für meine Fahrräder und anderen Kruscht.

Drin packe ich meine sieben Sachen, morgen will ich früh zu meinen Freunden nach Rolla fahren.

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