Freitag, 3. Januar 2020

Die Türen

Die Landschaft ist weiß überzuckert - romantisch. Wenn da nicht die unfertige Garage wäre... Heute ziehe ich mich gleich wasserfest an, was keine schlechte Entscheidung ist. Kurz nachdem ich draußen bin, fegt ein Schneesturm durch den Fjord. Als es abflaut bleiben natürlich mal wieder die schwarzen Wolken über mir hängen. Sie entlassen ekligen Schneeregen.
Ich habe von der Lieferung nur noch 2 lange Bretter übrig, das wird niemals für die Vorderwand reichen. Aber sie werden als erstes verarbeitet. Die übrig gebliebene Verpackungsfolie wandert in den Anhänger, den ich heute schon mit weiterem Müll beladen habe. Vielleicht werde ich ihn ja noch los? Hägar ruht allerdings gut verpackt in seiner Hütte und schaut auf's Meer.
Für die Tür benötige ich vorab eine Hilfskonstruktion zum Ablängen und Ausrichten der Bretter. Nun muss ich unters Haus krabbeln und dort weitere Bretter ausgraben. Ich habe noch einen Vorrat, aber der ist gut verstaut - ich muss zuerst den ganzen obendrauf liegenden Kruscht wegräumen. So langsam habe ich meine Handkreissäge richtig gut im Griff - das Ablängen der Bretter geht recht flüssig. Ich schraube sie an die Garagenfront, um die Türen einzupassen. Dann werden sie von innen mit dem "Z" versehen, das den Türen Stabilität geben soll. In der Garage ist es dunkel und eng, zumindest gegen die Dunkelheit kann ich diesmal einen Baustrahler einsetzen. Klingt alles einfach, dauert aber ziemlich lange. Hägar ist nun eingemauert - oder besser gesagt: zugeschraubt. Denn die Türen habe natürlich noch keine Scharniere sondern sind vorerst an der Garage festgeschraubt. Wie ich rein- und rauskomme? Neben den Türen gibt es noch ein schmales Stück Wand, das noch nicht verkleidet ist. Dadurch zwänge ich mich. Ein bisschen Torschlusspanik kommt jetzt auf, ich habe nur noch knapp 2 Tage Zeit!
Zwischendurch gibt's mal 1 Stunde Regenpause, der Himmel reißt sogar ein wenig auf. Als ich das bemerke, fängt es natürlich schlagartig wieder zu regnen an. So langsam wird mir doch wieder nasskalt.


Das restliche Tageslicht nutze ich noch, um den (leider diesmal nicht benützten) Badestamp wieder einzupacken. Langfristig muss ich mir da auch was anderes überlegen. Um 4 Uhr nachmittags mache ich einigermaßen zufrieden Feierabend und zünde schnell ein kleines Feuerchen an. Beim beobachten der Flammen werde ich warm und müde, die Augen fallen zu. Bis der Wasserkessel mich mit seinem Pfeifen wieder weckt. Zu essen gibt es nun Reste von Gemüse, verfeinert mit meinem Lieblingskäse und dazu eine heiße Tasse Apfeltee.

Ragnars Hütte liegt im Dunkeln! Die gesamte Weihnachtsbeleuchtung ist ausgeschaltet - ich vermute, er hat das mit Absicht gemacht, weil ich einmal gesagt habe, dass das Fremdlicht beim Beobachten des Polarlichts stört. Sehr aufmerksam! Aber seither gibt es kein Polarlicht, keine klare Nacht mit Sternen oder Mond. Kjetil ist auch nicht da, also scheint auch von den Bootshäusern kein Licht herauf. Und ich habe mein Licht unterm Haus ebenfalls ausgeschaltet. So ist es jetzt stockfinsterste Nacht.
Jetzt, wo mein Urlaub zu Ende geht, wird das Wetter langsam urlaublich, zumindest sagt der Wetterbericht am Sonntag "schönes" Wetter an. Und auch heute Nacht kommt nun endlich der Mond zum Vorschein und taucht die leicht gekräuselte Meeresoberfläche in ein fahles weißes Licht. Wenn anscheinend das Wetter nur nachts schön sein kann, dann sollte ich vielleicht auf Nachtschicht umsteigen? Im Sommer wäre das sicher kein Problem, aber jetzt muss ich mich eher an den Licht-Zeiten orientieren. Gute Nacht!

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