Donnerstag, 2. Januar 2020

Sturm

Heute hat der Wetterbericht tatsächlich recht!
Voller Tatendrang stehe ich bereits vor meinem Wecker auf und wage mich nach draußen, bevor es hell wird. Der ganze Schnee ist verschwunden, nur noch einzelne Eisplatten forden ein wenig Aufmerksamkeit. Die Erschöpfung schlägt schon wieder zu, anscheinend hat ein einzelner Gammeltag nicht ausreichend Erholung gebracht.

Also, trotzdem gleich mal ans Dach und schauen, ob ich die Dachpappe drauf bekomme. Ich muss erst den Dachüberstand mit der Säge begradigen, wofür ich auf die Leiter muss. Diese hat keinen besonders guten Stand und muss mehrfach versetzt werden. Ein paar Reste Dachpappe lege ich mal locker auf, dann hat es chon unmerklich angefangen zu regnen. Also hole ich mir eine Regenjacke, nun regnet es aber so stark, dass auch Mütze und Hose bald klitschnass sind. So wird das nix - dann mach ich halt an der Türkonstruktion weiter. Auf die Dachpappe lege ich einen Balken - in der Hoffnung, dass dieser schwer genug ist, die Pappe vor dem Fortfliegen zu bewahren.

Selbst die Regenjacke hält dem Dauerregen nun nicht mehr stand! Aber aufhören mag ich irgendwie nicht. Hier und da gibt's noch was zu tun, Kleinigkeiten, Handgriffe. Ich bin wieder im Flow. Erst als ich langsam durchkühle, bis auf die Haut nass bin, beschließe ich, für heute aufzuhören. Hägar bekommt noch seine Haube an, denn das Dach lässt sehr durch. Immerhin brauche ich in der Garage nicht auf den Wind achten.

Es ist erst kurz nach Mittag und noch "hell", sofern man bei dieser Suppe noch von "hell" sprechen kann. Ich musste den ganzen Morgen schon mit Stirnlampe arbeiten, das Restlicht hat einfach nicht ausgereicht.Me ine Sachen hänge ich erstmal in die Dusche zum abtropfen, bevor sie trocknen können. Selbst die Schuhe, mit denen man eigentlich im Wasser stehen kann, sind durch! Obwohl es nicht so kalt ist, werfe ich den Ofen an - soll beim Trocknen helfen. Und dann kuschel ich mich warm ein. Draußen auf dem Fjord kann ich die Umrisse eines Marineschiffs erkennen.

Gegen 15 Uhr reißt es auf, der Himmel ist kurzfristig ganz klar. Und dann legt der Sturm los - genau wie vorhergesagt. 20 m/s, das ist Windstärke 8, pfeifen heftig ums Haus. Mein Stückchen Dachpappe war natürlich - trotz Beschwerung - umsonst; schon die ersten Böen haben es weggeweht. Da das Wetter morgen ähnlich werden soll, bzw. wieder Schnee angesagt ist, wird das vermutlich nichts mehr werden mit der Dachabdichtung. Es hält mich grade nichts mehr drinnen, ich muss draußen nach dem Rechten sehen. Dabei räume ich ein paar Farbeimer sowie die Fahrräder wie geplant in die Garage; die hatten bislang nur einen notdürftigen Platz vor meiner Haustür. Und schon ist die Garage voll! Sie fühlt sich jedoch sehr sicher an - ich fühle mich drinnen recht wohl. Da wackelt oder klappert nichts - hoffen wir, dass es so bleibt.

Eine Abdeckung vom Brennholz fliegt davon, die muss ich wieder einfangen; hoffentlich hält sie jetzt. Unterm Haus machen sich auch einige Eimer, Fässer und Holzscheite auf die Socken...ich sammle alles wieder ein und finde einen hoffentlich windsicheren Platz für sie. Wasser hab ich nun genug rund ums Haus, allerdings leider (noch) nicht sammelbar. Überall sind knöcheltiefe Pfützen und Rinnsale. Genug geschaut, geh wieder rein und hab Vertrauen.

Bei den Bootshäusern spielt sich was ab, da muss ich doch mal wie ein altes Weib hinterm Vorhang vorschauen. Jetzt bewährt sich mein Bänkchen, das direkt an der Terrassentüre steht. Ein Auto mit Anhänger fährt vor und rückwärts zu den Bootshäusern hinunter. Ein entgegenkommendes Fahrzeug hat dabei anscheinend Kontakt, denn der Fahrer steigt aus und begutachtet sein Fahrzeug ganz genau - scheint aber nichts kaputt zu sein. Aus dem Gespann steigen 4 junge Leute aus. Bei Taschenlampenlicht laden sie Reifen und Felgen ein, die sie vermutlich Kjetil abgekauft haben. Was in der Abgeschiedenheit nicht alles ein Event ist! Kjetil stiefelt mit seiner Stirnlampe auf der Rückseite der Bootshäuser herum, ich sehe den Widerschein der Lampe übers Wasser streichen - das wirkt echt lustig!

Eigentlich hatte ich vor, heute nochmal auf Besuchstour zu Bergs und Jensens zu gehen. Der Sturm läßt mich jedoch lange zögern. Als es irgendwann nicht mehr ganz so laut poltert (es ist schon 8 Uhr), breche ich dann auf. Übrigens: der Sturm hat diesmal sogar eine schwere Abdeckung meines Badestamps fortgeblasen! Sie liegt nicht weit weg. Ich möchte diesen Besuch unbedingt noch machen! Bei der Gelegenheit nehme ich gleich die große Bohrmaschine mit zurück. Randi ist alleine zu Hause, aber Viggo kommt kurz darauf auch heim. So gut es geht unterhalten wir uns über dies und das, meine tollen Nachbarn, Kjetils sonderbares Verhalten, den schnell wieder genesenen Mann aus der Kirche, meinen Motorradurlaub in den Alpen und und und... Wann ich nächstes Mal wieder komme? Ich denke, an Pfingsten. Tschüss dann und habt eine gute Zeit. Bei Viola und Jardar gebe ich noch die Maschine ab, wir tauschen nur wenige Worte aus. Allerdings bieten sie mir für Montag morgen wieder den shuttle-Service an (ich habe ja heimlich darauf gehofft). Das ist so toll!
Der Wind hat aufgehört, dafür regnet es jetzt zur Abwechslung mal wieder. Morgen soll es in Schnee übergehen - keine guten Voraussetzungen zur Fertigstellung der Garage.

Ja, ich bin schon mehr als nur ein bisschen verrückt: meine, im tiefsten Winter ohne trockenes Fahrzeug auszukommen und glaube, in knapp 3 Wochen Polarnacht alleine eine Garage bauen zu können! Echt nicht normal...

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