Samstag, 21. Dezember 2019

Garage - der Start

Der Körper war müde, aber der Geist unruhig, weswegen ich wieder mal sehr lange nicht eingeschlafen bin. Dennoch wache ich schon kurz nach 8 Uhr ohne Wecker auf! Sofort schaltet mein Hirn auf "was ist heute zu tun?" und macht jede Menge Vorschläge. Aber zuerst gibt es die übliche Tasse Tee! Einen schönen weihnachtlichen Duft zaubert der Früchtetee in meine Nase - lass es langsam angehen...

Solange es noch dunkel ist sollte ich mich um die Dinge im Haus kümmern. Ich beginne mit der Luft fürs Klo. Es braucht viel Frischluft - dafür muss ich ein 110 mm Ablussrohr durch die Wand schieben. So einen großen Bohrer habe ich natürlich nicht, also versuche ich es mit der Lochsäge und setze mehrere Bohrungen nebeneinander. Zum Schluss muss ich mit der Stichsäge nacharbeiten. Das Stichsägeblatt verläuft auf diese Länge, es biegt sich fürchterlich. Schön ist das Loch nicht, das ich mit vielen Tricks letztendlich hinbekomme, aber das Rohr rutscht mit etwas Spannung durch. Auch die Abluftführung muss ich korrigieren, da sind ein paar Bögen auszutauschen. Die Arbeit zieht sich bis in den späten Vormittag, ständig muss ich zwischen draußen und drinnen wechseln. Perfekt ist es (noch) nicht, aber mir ist es momentan gut genug. Man könnte das Abluftrohr noch höher machen, ich hab dazu jedoch keine Lust mehr. Ich habe eigentlich gar keine Lust auf weitere Arbeit. Die Hose ist nass vom knien auf dem dicken Eispanzer hinterm Haus. Aber diese Ausrede kann ich leider nicht gelten lassen, schließlich ist es nicht meine einzige Hose. Raus mit Dir!


Es ist knackig kalt draußen, die Wellen platschen ordentlich gegen die Steine. Durch die dichten Wolken dringt nur wenig Licht und im Laufe des Tages frischt der Wind von Osten auf und treibt ein paar Schneeflöckchen vor sich her. Hägars leichte Abdeckplane hat er auch schon fortgeblasen. Wird Zeit, dass die Garage wächst. Für morgen ist angeblich noch stärkerer Wind angesagt - brrr.

Garage ist ein gutes Stichwort: getreu dem neuen Audi-Motto unserer Technischen Entwicklung "einfach.machen" lege ich los. Erstmal die Stützbalken zur Baustelle schleppen. Abmessen und dabei die Dachneigung nicht vergessen. Mit meiner Handkreissäge muss ich die Balken von beiden Seiten sägen, die maximale Schnitttiefe ist genau die halbe Balkenstärke. Es klappt super. Dann muss ich die Balken am oberen Ende ausklinken, um später eine satte Verbindung mit den Deckenbalken zu haben. Auch das klappt, wenn auch mit zusätzlicher Hilfe der Sichsäge. Ich bin zufrieden.
Feierabend. Ich bin durchgefroren, das Tageslicht geht zur Neige, genauso wie meine Stirnlampe. Alle Akkus für die Säge und den Schrauber sind leer und laden nicht schnell genug nach. Diese Ausreden lasse ich gelten, um für heute Schluss zu machen.
Ich habe gerade alles aufgeräumt und will hineingehen, da kommt Ragnar herüber und besichtigt die Baustelle. Oh je, ob ich einen Plan kenne, wie das mit den Fundamenten weitergehen soll? Nein, leider nicht. Wir verziehen uns schnell beide ins Warme - er in sein Bootshaus und ich in meine Hütte. Dort muss ich noch ein par Wasserspiele veranstalten - von den großen Kanistern in die kleinen, tragbaren umfüllen. Und da es ja keinen Badestamp gibt, werfe ich den Ofen an, da knistert das Holz auch recht heimeilig während der Wasserkessel pfeift.

Kurz nach 16 Uhr klingelt das Telefon - Eva läßt zum Dinner bitten! Wie nett!
Sverre war noch nicht da, um Holz zu bringen. Vielleicht hat er mich ja vergessen?

Eva hat wieder mal toll gekocht - ein riesiger, saftiger Backschinken steht auf dem Tisch. Nach schwedischer Tradition gibt es vorweg einen Jägermeister und zum Schinken in der Soße getränktes Brot. Dazu Kartoffeln, Rotkohl und diverse Salate. Zu trinken gibt's "Julebrus", ein colaartiges Getränk. Ein Gedicht!!! Es ist wieder ein sehr gemütlicher Abend mit vielen lustigen, ernsten und interessanten Geschichten: in der Gegend scheint  es einige Luchse zu geben. Und Viggo hat kürzlich nachts einen Fuchs geschossen - aus dem Schlafzimmerfenster! Seine Frau Randi wurde davon wohl ziemlich unsanft geweckt.

Freitag, 20. Dezember 2019

Lösungen und neue Probleme (besser: Herausforderungen)

Man kann nicht immer schon am ersten Tag alles erledigt haben! Diese Lektion werde ich wohl nie lernen. Warum ist die Garage noch nicht fertig? Warum kann ich meinen Badestamp noch nicht genießen? Warum funktioniert der Boiler noch nicht? Angeln war ich auch noch nicht. Und heute ist schon Freitag! Mir rennt die Zeit davon... Ich sollte wirklich lernen, auch mit unfertigen Dingen umzugehen!
Es ist natürlich noch dunkel, als mich der Wecker aus dem Bett jagt. Als erstes möchte ich zum Baumarkt, um noch ein paar nötige Kleinteile zu holen. Aber ehrlich gesagt habe ich keine allzugroße Lust, in die Kälte und Dunkelheit aufzubrechen - ich muss mir einen ordentlichen Ruck geben. Wir nehmen den Weg über Tårstad - ich liebe den Waldweg. Nach gut 1/2 h in Evenskjer angekommen ist mir schon ordentlich kalt. Ich bekomme zwar nicht alles was ich will, aber das Nötigste schon. Damit kann ich ein Stück weitermachen. Kurz noch in den Supermarkt für ein paar Kleinigkeiten - umd diese Zeit, orgens um 1/2 zehn ist er wie leergefegt. Kaum jemand kauft so früh ein. Auf dem Rückweg nehme ich die Hauptstraße weil ich noch tanken möchte. Und mir natürlich einen leckeren Kakao gönnen will. Pustekuchen - Kakao ist heute ausverkauft. Schade.  Also dann ab nach Hause, die Garage ruft!

Eigentlich ist heute ein herrlicher Tag - kaum Wolken, klare kalte trockene Luft, ein rosa Schimmer über den Bergen und kein Wind! Ein Tag zum Genießen - hab nur leider keine Muße dafür.


Im "Morgengrauen" bohre ich Löcher für die Pfostenschuhe. Der Boden ist weicher als erwartet, ich buddle dennoch nur relativ kleine Löcher...das wird schon halten. Betonieren bei Minusgraden? Einfach machen! Und die Pfostenschuhe ordentlich ausrichten und ins Lot bringen. Es ist viel zu tun, aber STück für Stück geht es voran. Gerade als ich mit dem Betonieren fertig bin und das Gerät waschen gehen möchte, kommt mein restliches Bauholz so gegen 2 Uhr nachmittags. Ja, das sieht nach ausreichend Brettern aus. Der Fahrer ist nett, wir unterhalten uns ein wenig, während der Kranarm das Holzpaket ablädt.

Nach dem Auswaschen des Betoneimers bin ich genug durchgefroren für heute. Es ist zwar noch hell, aber nicht mehr lange. Ich muss mal schauen, ob das Meerwasser im Badestamp einfriert...aber was ist das? Gar kein Wasser mehr drin! So was Dummes - da kann ich nicht mit ein paar Wasserfässern nachfüllen. Aber wieso läuft das Wasser aus? Der Stöpsel war doch richtig eingesetzt! Er sieht auch nicht kaputt aus. Man kommt allerdings nicht mit den Händen an den Abfluss, so kann ich nicht fühlen, woran die Undichtheit liegt. Vielleicht muss ich mir den Badestamp für diese Ferien einfach abschminken.

Jetzt geht's drinnen weiter. Aber erst nach einem opulenten Mittagessen!
Im Badezimmer herrscht Chaos; bevor die neue Toilette kommt muss zumindest das dahinter verlaufende Kabel für den Boiler befestigt sein. In meinem Alter auf dem Boden hinter einer Duschkabine rumkriechen und Kabel festnageln ist nicht wirklich ein Spaß. Das Telefon klingelt, Rune meldet sich vom Campingplatz und fragt nach dem genauen Weg. In 5 min wird er da sein. Da gehe ich doch lieber mal mit der Lampe runter um ihn einzuweisen. Meine Lichtzeichen wirken, das Auto biegt ein und hält - ups, es ist Ragnar. Na ja, dann begrüßen wir uns halt ausführlich. Aber das nächste Auto ist Rune. Er hat einen Kumpel mit herrlich abstehenden Segelohren dabei. Gemeinsam tragen sie die schwere Toilette hinauf und Rune installiert sie sogar gleich. Ich bekomme noch ein paar Tips zur Luftführung, die ich gerne beherzigen möchte, auch wenn ich damit wieder weitere Arbeit kassiere. Erstmal kann ich das Teil einfach so nutzen wie es jetzt dasteht. Diese Klo kann sich sogar mit mir unterhalten - sehr modern! Es hat ein Display auf dem es sein Befinden anzeigt. Und - es kann sogar deutsch! Welch ein Luxus! Ist ja auch die "Comfort"-Ausführung des Neuesten vom Neuen und trotzdem noch ein "Schnäppchen".
Mit der Boiler-Elektrik bin ich ziemlich weit gekommen, allerdings ist die Sicherung noch nicht angeschlossen; das wird nochmal spannend. Im Badezimmer kann ich nun alles wieder zusammenbauen und aufräumen - das Chaos ist beseitigt. Schluss für heute!


Nun kann ich rüber gehen zu Eva & Ragnar um sie zu begrüßen. Ein paar Mitbringsel hab ich auch dabei. Es wird ein langer, gemütlicher Abend, es gibt viel zu erzählen. Eva hat mich sehr vermißt, sagt sie. Sie schenkt mir ein risieges, in Goldpapier eingwickeltes Paket mit Schokolade. Vielleicht mach ich es am Liebsten gar nicht auf? Damit ich nicht verführt werde.
Mein Rücken sehnt sich nach dem Bett...

PS: gestern habe ich neben der Treppe ein Plätschern gehört - scheint so, als ob mein hinterm Haus verlegtes Drainagerohr etwas Wasser sammelt. Vielleicht kann ich ja doch irgendwann noch ein richtiges Bächlein draus machen? Damit es wenigstens für's Trinkwasser reicht?

Donnerstag, 19. Dezember 2019

Wieder keine Fotos

Gemütlich beginne ich den Tag kurz nach 8 Uhr. Mein Baumaterial ist gestern nicht mehr gekommen, also reklamiere ich heute per E-Mail, worauf aber niemand antwortet. Also telefonieren. Sten-Vidar fragt im Lager nach, ruft dann zurück und verspricht, bis Mittag liefern zu lassen.

In der Zwischenzeit könnte ich mich ja mal um den Boiler kümmern? Wenn morgen die neue Toilette kommt wäre es gut, wenn das dahinter verlaufende Kabel schon ausgetauscht wäre. Ich brauche 3 stromführende Phasen, nicht 2. Das neue Kabel ist deutlich dicker, daher muss ich die Bohrung in der Wand auf 15 mm vergrößern - mit meinem verfügbaren Werkzeug muss ich hier ein wenig tricksen. So große Kabelschellen hab ich allerdings nicht, da muss ich  vermutlich nochmal einkaufen fahren. Aber nicht heute. Am Sicherungskasten ist einiges umzubauen. Dazu schlate ich vorsichtshalber ALLES aus, d.h. die Hauptischerung raus. In der Kammer ist es nun zwar nicht dunkel, aber zum Arbeiten reicht das Licht nicht. Eine Taschenlampe überbrückt die Zeit ohne Strom. Im Bad muss ich muss ich den Boiler abbauen und die Duschkabine verrutschen, d.h. es herrscht jetzt ein großes Chaos im Haus. Darin bin ich gut!

Pünktlich um 12 Uhr kommt ein junger Mann mit Bus und Anhänger und bringt mir mein Holz. Das hätte Hägar nicht ziehen können. Allerdings fehlt die Hälfte der Verkleidungsbretter - aus 35 Quadratmeter wurden kurzerhand 35 Laufmeter. Na ja, für den Anfang brauche ich die ja noch nicht. Wir unterhalten uns ein Weilchen ganz nett, dann verspricht der Mann, die restlichen Bretter morgen zu bringen.

Die Elektrik lasse ich nun ruhen und kümmere mich um die Garage, solangen noch etwas Tageslicht da ist. Ich messe den Grundriss aus und lege einen Rahmen auf den Boden. Daran kann ich mich orientieren, wenn ich die Pfostenanker setze. Winklig? Es dauert ein Weilchen, bis alles stimmt. Dann ist es dunkel.
Zeit, die Wasserspiele wieder aufzubauen. Gegen 6 Uhr kommt die Flut und Kjetil hat mir ja den Vorschlag gemacht, Seewasser in mein Fass zu pumpen und dann hoch zu fahren. Also muss ich das Fass auf den Hänger verfrachten und verzurren, Pumpe, Gartenschlauch und Kabel zu den Bootshäusern bringen und alles soweit aufbauen. Hägar zieht den Hänger hinunter, aber auf Glatteis am Hang rückwärts den Hänger dorthin zu bekommen, wo ich will, das ist gar nicht so einfach. Spikes müssen noch an die Schuhe, damit ich einigermaßen Halt bekomme. Ich muss noch etwas nachjustieren, weil der Gartenschlauch etwas zu kurz ist. So, alles fertig. Jetzt kann ich auf die Flut warten. Kjetil war heute schon da, ich hoffe, er kommt heute nicht noch einmal.
Weit gefehlt - kaum habe ich es mir in der Hütte gemütlich gemacht, da hupt er entrüstet. Ja, ich komm ja schon. Was mir einfällt, sein Grundstück zu betreten? Das wäre eine Frechheit, niemals jemals solle ich das wieder tun! Ich könne das Wasser ja überall holen, nur nicht auf seinem Grund und Boden! So ein Zwergenaufstand! Da hab ich Kjetil wohl falsch eingeschätzt. Ok - ich baue wieder alles ab. Dann gibt es halt vorerst keinen Badestamp. Lass mich weiter nachdenken... Bis zur Flut taucht er nicht wieder auf, da hatte ich wohl ein sehr schlechtes Timing.

Die fetten schwarzen Fliegen produzieren anscheinend jede Menge Nachschub - heute morgen habe ich nochmal einige eingesaugt und jetzt taumeln und brummen schon wieder etliche um mich herum.
Feierabend - es gibt noch etwas zu essen und dann ist Filme schauen und Rücken erholen angesagt. Ich finde, ich war heute fleißig, kein Müßigang, keine Fotos.

Um 9 Uhr abends kommen Ragnar und Eva, geben Lichthupe, aber ich bin zu langsam. Wir rufen uns einen Gruß zu und werden uns morgen sehen.

Mittwoch, 18. Dezember 2019

Lehrgeld

Alles gut, der Wecker klingelt, holt mich aus dem besten Schlaf.
Der Schreck folgt auf dem Fuß: die Toilette funktioniert nicht mehr. Beim Start des Verbrennungsvorgangs fliegt jedesmal die Sicherung raus. Und jetzt? Da ist guter Rat teuer. ... Oh ja! Die Geschichte geht so:
Anruf beim technischen Support von Cinderella, das Problem schildern. Die Antwort heißt Werkstatt. Die nächste ist in Harstad. Da war meine Toilette vor 2 Jahren schon mal zum Service. Nach einigen Versuchen bekomme ich Rune ans Telefon und kann mich für "in 2 Stunden" ankündigen. Schließlich muss ich die Toilette ausbauen, entleeren, die Treppe hinunter verfrachten (mit Sackkarre) und auf den Anhänger bugsieren. Das Teil ist schwer und unhandlich. Und der Anhänger steht noch in Schlafposition, gut aufgeräumt und mittlerweile mit anderen Dingen zugestellt. Es zieht sich hin, bis ich gut eingepackt auf Reisen gehe. Ich versuche es mit einer neuen Motorradbrille, die alte ist so verkratzt, dass man selbst wenn sie nicht beschlagen ist, bei Gegenlicht nur Christbäume sieht. Leider hilft die Idee nicht wirklich viel, denn es regnet in Strömen. Mit maximal 50 km/h zockeln wir über die Bundesstraße und ziehen immer wieder lange Schlangen hinter uns her. Nach der Tjeldsundbrücke stuere ich erneut eine Bushaltestelle an, um die Schlange vorbei zu lassen, aber dort ist es so spiegelglatt, dass Hägar sich nur im Kreis dreht und nicht voran kommt. Erst mit Allrad und Differentialsperre krabbelt er langsam auf die Straße zurück. Dann beginnt es zu schneien, so ein nasser Schneematsch, der die Brille richtig dick verklebt. Und - ich hab das Navi vergessen: die Adresse hab ich noch im Kopf, aber die Straße zu finden ist nicht einfach. Es dauert ein ganzes Stück länger als angekündigt, bis ich bei BilXtra ankomme und im Laden große Pfüzten hinterlasse. Das ganze Gespann darf im Keller hinterm Haus in die Werkstatt fahren. So kann ich mich ein wenig aufwärmen während Rune die Toilette inspiziert. Jetzt erinnert er sich auch an mich - auf Nachfrage war mein englisches Telefonat vor 2 Jahren im Gedächtnis geblieben. Von der Sorte gibt es hier nicht viele Leute.
Oh je - mit dem Klo liegt wohl einiges im Argen. Anscheinend habe ich bei der Bedienung ein paar Fehler gemacht. Außerdem ist sie ja schon 13 Jahre alt, da ist keine große Restlebenszeit mehr zu erwarten. Wieviel ich denn bereit wäre, noch in eine Reparatur zu investieren? Aber ohne Gewähr! Die Heizspirale kann man für ca. 200 € tauschen, aber drum herum sieht es auch nicht gut aus. Wenn ich möchte, hätte er ein Angebot für mich: er verkauft seine private, fast neue Toilette für 2500 €. Boah - stolzer Preis! Aber eine neue kostet noch 'nen Tausender mehr. Was tun? Kurzerhand entschließe ich mich - ich mache es! Wieder ein Haufen Geld weg - der Brunnen muss wohl noch länger warten. Rune sagt, die Toilette steht aktuell in seiner Hütte in Fjelldal, das ist ca. 20 km von mir weg. Er würde sie mir am Freitag abend bringen - das klingt gut!

Mit leerem Anhänger (das alte Teil konnte ich gleich dort lassen) erledigen wir noch ein paar weitere Dinge: tanken, Luft prüfen, Supermarkt und Baumarkt. In den Geschäften piepst der Alarm, wenn ich die Schranke passiere, aber niemanden scheint es zu kümmern. Im Baumarkt das selbe Spiel, aber dort muss ich alles herzeigen - Rucksack auspacken, Taschen auspacken. Ich vermute den Übeltäter in der Jacke, denn als ich sie ausziehe, ist alles gut. Der Kassier ist nun beruhigt. Am Abend zu Hause kontaktiere ich den Laden, in dem ich die Jacke gekauft habe. Die erklären mir, wo der Chip versteckt ist, den sie dummerweise nicht entwertet haben. Ich kann ihn leicht herausschneiden.

Auf dem Rückweg das gleiche Schlangespiel. Auf halber Strecke, nach der Tjeldsundbrücke, verlasse ich die Hauptstraße, denn in Evenskjer ist noch ein Baumarkt, den ich besuchen muss. Ich habe dort Baumaterial für eine neue Garage bestellt, das gestern oder heute geliefert werden sollte. Da ich nicht zu Hause war, möchte ich wissen, ob es schon geliefert wurde. Ja. Angeblich, sagt Sten-Vidar. Sein Kollege sagt, die Lieferung käme um 16 Uhr, d.h. ich darf mich auf dem Rückweg nicht mehr lange aufhalten. Aber eine Motorsäge will ich trotzdem noch kaufen. Dieses Geschäft ist im weiten Umkreis das Einzige, das Husqvarna-Sägen verkauft und auch wartet. Die gleiche Säge, die ich zu Hause lassen musste kostet hier mehr als das Doppelte. Aber sie haben auch etwas Kleineres, was mir eigentlich ganz gut zusagt. Für ca. 200 €. Ist ok - geht mit.
Nun brauche ich noch die große Bohrmaschine wieder, um die Pfosten meiner künftigen Garage im Boden verankern zu können. Außerdem wollte ich bei Jardar und Viola ohnehin ein kleines Gastgeschenk vorbeibringen. Ich scheine die Einzige zu sein, die die große Maschine häufiger benutzt - seit ich sie im Juni zurückgebracht habe, kam sie nicht mehr zum Einsatz. Sind schon nette Leute die Jensens!!!

Hägar abstellen, Anhänger und Ladebox leeren, umziehen und wieder raus. Ich muss Platz schaffen für das Baumaterial. 2 Paletten frei schaufeln. Da liegen noch mitten auf dem Grundstück weitere Balken herum, die Björn hergeschafft hat, um das Haus abzustützen. Die räume ich als erstes auf die Paletten, dann kann das restliche Material oben drauf. Wenn es kommt. Es ist schon halb fünf und noch war niemand da. Ich kann ja auch drinnen warten. Inzwischen grabe ich die Chemietoilette aus. Nichts tut sich vor dem Haus.
Also beschließe ich, noch etwas Wasser zu holen. Aber wow! Als ich rausgehe entdecke ich Polarlicht! So toll war es hier noch nie seit ich da bin! Ich kann den Blick kaum abwenden. Schnell schalte ich alle Lichter im und unterm Haus aus, aber leider strahlt Ragnars Hütte in heller Weihnachtsbeleuchtung. Mit 2 Wasserkanistern bestückt fahre ich mit Hägar hinter den nächsten Berg - bei Arnes Hütte ist es dunkel und außderm ist hier meine Wasserstelle. Während die Kanister sich langsam füllen kann ich das Lichtspiel noch ausführlich genießen. Echt toll! Als ich wieder Zuhause bin ist das Schauspiel vorbei. Ich bin kein guter Fotograf, aber für dieses Leuchten braucht man wohl anderes gerät als ein Handy, um vernüftige Bilder zu bekommen.
Man muss chon Glück haben um Polarlicht zu sehen - oder nächtelang draußen warten.
So kann sich ein Tag trotz schlechten Starts noch zum Guten wenden....

Dienstag, 17. Dezember 2019

Zu früh gefreut...

Ich habe wenig geschlafen. Noch gegen 2 Uhr morgens flitzen Gedanken rund um Haus und Hof durch mein Hirn. Und um 7 klingelt der Wecker. Es fühlt sich gar nicht nach aufstehen an.
Eine dicke, fette, schwarze Fliege hat anscheinend das große Sterben überlebt, sie brummt träge um die Lampe herum. Ich habe Ferien, darum trödel ich beim Aufstehen - ein Handgriff hier, ein Handgriff da. Als der Frühstückstee fertig ist und ich mich gemütlich aufs Sofa setzen will, entdecke ich die Großfamilie meiner nächtlichen Ruheströrerin: tausende weiterer Fliegen tauchen aus dem Nichts auf und umschwirren das Licht in der Ecke über dem Sofa! Oh je - wie kann ich darüber Herr werden? Ob man auch lebendige Fliegen aufsaugen kann? Bewaffnet mit dem Zyklonsauger steige ich aufs Sofa und ziele in den schwarzen Haufen. Es ist mühsam, aber nach und nach werden es weniger. Abwarten, bis sie sitzen und dann leise anschleichen. Nur eine sehe ich noch, als ich zufrieden den Sauger wegstelle. Vorsichtshalber verstopfe ich das Saugrohr mit Papier.

Um ca. 10 bin ich draußen - Wasserspiele aufbauen. Meine Schläuche scheinen über die Monate eingegangen zu sein, sie reichen nicht vom Meer bis zum Badestamp. Ich muss wieder mit dem Basteln anfangen. Es dauert! Ich denke, ich muss mich beeilen, damit die Ebbe nicht einsetzt. Und noch eine Verlängerung. Dann gibt's elektrische Schwierigkeiten - auch die bekomme ich in den Griff. Endlich: Wasser marsch! Aber nur bis zu den Bootshäusern, da hält die Schlauchverbindung nicht. Es gibt etliche Verbindungen, die ich behandeln muss und dabei werde ich klitschnass! Selbst die Schuhe, Hose, Jacke, Mütze und Brille bekommen was ab - bei knapp über 0 Grad nicht gerade lustig. Aber ich hab keine Lust, mich trockenzulegen bevor die Wasserspiele abgeschlossen sind.
Um es kurz zu machen - Stunden gehen in's Land, bis endlich am Badestamp das Wasser plätschert. Sollte ich nun vorsichtshalber mal nach dem Wasserstand schauen? Oh je, ich muss ganz schnell die Pumpe in Sicherheit bringen, das Wasser steigt ja noch! Das ist kein Zuckerschlecken, mit oder ohne Gerätschaften über die 20 - 50 cm großen glitschigen Kieselsteine zu klettern! Sehr vorsichtig gehe ich mit meinen Füßen um, ich brauche sie noch! Als der Badezuber halb voll ist, versiegt der fröhlich plätschernde Strahl - ein Omnibus hat den Schlauch getötet und nun bildet sich ein See auf der Straße. Wird heut wohl nichts mit dem Badestamp - zu früh gefreut! Da muss ich wohl noch ein wenig nachdenken, wie ich den voll bekomme.

Um 3 ist es dunkel, ich bin nass und kalt, die Lust ist vorbei. Da klingelt das Telefon und mein restliches Fluggepäck kündigt sich an. Der gute Mann sucht meine Adresse in Evenskjer - das ist gut 20 km entfernt. Ich versuche ihm den Weg zu erkären und tatsächlich kommt nach ca. 1/2 h das Gepäckstück bei mir an.
Ich bin klatschnass und durchgefroren. Es ist dunkel, es fängt an zu schneien. Ich sollte noch einkaufen. Der Supermarkt in Evenskjer lockt - aber das ist mir nun wirklich zu weit. Ich zieh schnell was Trockenes an, packe mich winterfest ein und sattle Hägar. Die Motorradbrille läuft natürlich von innen an und von außen sammelt sie die Schneeflocken ein. Im gemütlichen Schneckentempo zockeln wir so zum Tante-Emma-Laden nach Liland. Dort bekomme ich ja auch alles was ich brauche. Wieder zu Hause vermissen wir die Terrasse - Hägars Schlafplatz. Im Schneetreiben draußen ist schon doof. Da ist morgen wieder ein Schneehaufen auf dem Quad.

Ein Schritt vor und 2 zurück. So sieht die Lage bezüglich Wasserinstallation aus. Sieht so aus, als ob ich diesen Winter noch bzw. wieder aus den Kanistern leben werde. Ich beiße nochmal die Zähne zusammen und räume die Einkäufe auf. Das Paket darf warten bis morgen - ich bin sehr müde und kalt. Bei frischem Käsebrot mache ich es mir auf dem Sofa bequem - Feierabend! Heute mach ich nix mehr!



Montag, 16. Dezember 2019

Anreise mit Hindernissen

Tja, da gibt es trotz der kurzen Reise doch einiges zu erzählen.
Eine Motorsäge wollte ich in Norwegen haben. Weil der Transport im Flieger ja nicht ganz ungefährlich ist, habe ich sowohl in den Gepäckbestimmungen nachgelesen, als auch sicherheitshalber bei der Fluglinie angerufen. Also, wenn die Säge im aufgegebenen Gepäck ist und kein Öl oder Benzin drin ist, darf sie problemlos mitfliegen versicherte mir die Dame am Telefon. Daraufhin habe ich mir eine Säge gekauft und gut verpackt. Da in dem Paket noch Platz ist, packe ich weitere Dinge dazu, bis die 20 kg mehr als ausgereizt sind. Kein Henkel an dem schweren Karton - also lege ich mir noch einen Einkaufstrolly zu und schnalle den darunter. Eine gute Idee, finde ich. Mein Hyndgepäck ist deutlich leichter. und kompensiert das Übergewicht. Ich habe noch eine weitere schwere Tasche dabei, dort habe ich weiteres Werkzeug, Mitbringsel und Baumaterial verstaut - ich bin sehr gut beladen!
Am Check in sitzt eine nette Blondine, die frage muss, was in dem Karton verpackt ist - das ist ihre Pflicht. Eine Motorsäge. Das geht leider nicht, teilt sie mir und Kathi mit, die mich freundlicherweise wieder zum Flughafen gebracht hat. Jetzt bin ich aber schwer enttäuscht, dass die Auskunft der Fluglinie falsch ist! Ob ich das schriftlich hätte? Natürlich nicht. Die Dame gibt ihr Bestes und ruft beim Oberpackmeister an, um die Chancen nochmals zu checken. Es gibt keine. Selbst wenn ich ein Schreiben des Verkäufers hätte, dass die Säge niemals Öl und Benzin gesehen hätte und penibelst gereinigt worden wäre, dürfte ich sie nicht mitnehmen. Und jetzt? Wie kommt die Säge dann nach Norwegen? Hm... Mitten am Flughafen muss ich jetzt alles ummodeln: den mühsam zurechgeschnittenen Karton öffnen. Schlauerweise (wegen des hohen Gewichts) habe ich schon mal Messer und Klebeband mitgenommen. Die Säge ist nochmal in einem weiteren, kleineren Karton eingepackt, in den ich jetzt stattdessen versuche, alle Kleinteile unterzubringen. Die Säge muss Kathi wieder durch den Flughafen zurück zum Auto bringen. Damit sie nicht auffält, verschwindet sie in dem großen Karton. Tatsächlich bekommen wir alles in den kleinen Karton und verkleben ihn schnell. Der Trolly muss nun die Gepäcktasche schleppen. Er wird mit Folie und Gurten befestigt und zur Sicherheit nehme ich für den Flug die Räder ab. Die 2 Stücke müssen nun zum Sondergepäck aber sonst ist alles gut.
In Oslo gibt es am Flughafen nun auch für Transferflüge eine zusätzliche Sicherheitskontrolle. Na ja, dann halt wieder Jacke und Schuhe ausziehen, durch die Schleuse gehen und wieder alles zurückbauen. Keine weiteren besonderen Vorkommnisse.
Im Norden ist es ziemlich klar, so dass ich viele Lichterketten erkennen kann. Ich rate, wo wir gerade sein könnten, als wir den Flughafen Evenes ansteuern. Ich erkenne die Tjeldsundbrücke und daraufhin auch die nächsten Ortschaften.
Da mein Gepäck erfahrungsgemäß meist als letztes ankommt, suche ich zuallererst den Busfahrer für den Kleinbus nach Kjeldebotn. Der Fahrer stammt aus Eritrea und ich weiß nicht, ob unser beider norwegisch so miserabel ist; auf jeden Fall ist die Verständigung schwierig. Ich bitte ihn zu warten, bis ich mein Gepäck habe. Ausnahmsweise ist meine Tasche eine der ersten, die auf dem Transportband liegt. Aber oh je, der Trolly ist nur noch ein verbogener Haufen Blech. Die Fixierungsfolie ist abgeirssen und der Restmüll nur provisorisch an meiner Tasche befestigt. Ärgerlich! Und der andere Karton? Der kommt überhaupt nicht! Mist! Also zur Reklamation. Der Herr ist zwar nett, aber es braucht eben alles seine Zeit. Der Taxifahrer hat noch zwei weitere Fahrgäste und wird unruhig. Aber er wartet.
Mit einem Haufen Papieren, meinem halben Gepäck und etwas Müll packe ich mich ins Taxi. Ich möchte gerne bei Jardar aussteigen, sein Haus liegt auf der halben Strecke nach Kjeldebotn. Der Taxifahrer ist in Eile und fährt am Hof vorbei, damit die anderen Gäste die Fähre erwischen. Er will mich auf dem Rückweg rauslassen - das ist fair. Dafür fährt er mich bis auf den Hof. Der besteht aber heute nur aus einer mehrere Zentimeter dicken spiegelglatten Eisschicht. Der Bus rutscht ziellos dahin. Ich lasse mein Gepäck am Rande in den Schnee ausladen und versuche dann, ohne Sturz bis zum Haus zu gelangen. Extrem vorsichtig und mit abstützen an den abgestellten Autos gelingt mir das - Jardar ist sofort zur Stelle und wir hoffen gemeinsam, dass Hägar anspringt.
Jardar hat auf meine Bitte vor eine paar Tagen die Batterie aufgeladen. Hägar ist unter einer Plane und ein paar beschwerenden Platten versteckt. Die Batterie scheint gut zu sein, es dauert jedoch ein wenig, bis Hägar anspringt. Ein paar mal muss ich schon orgeln - aber das ist ja kein Wunder, wenn man nach langer Zeit mitten im Winterschlaf gestört wird. Wir müssen uns erst wieder aneinander gewöhnen, ich habe vergessen, wo alle Schalter und Knöpfe sind, die sich unter den Lenkerstulpen verstecken. Es dauert etwas, bis ich das Gepäck verstaut und mich ordentlich angezogen habe. Allradantrieb rein und langsam übers Eis gerutscht - wir erreichen die Straße. Dort ist geräumt, aber trotzdem eisig. Nur vermutlich nicht ganz so glatt. Schnee hat es, aber keine Unmengen. Ich werde mir das morgen bei Tag mal anschauen müssen. Bei Tag? Ach, da kann ich ja lange warten...ich vergaß!

Als ich nach Liavika komme, erkenne ich doch tatsächlich Sverre vor seinem Haus. Kurzentschlossen fahre ich hin - ich hatte im September auf seine Mailbox gesprochen; er sollte mir Holz bringen. Ich habe wenig Hoffnung, dass das geklappt hat. So ein Glück, dass ich ihn jetzt sehe! Die Unterhaltung ist nicht einfach - ich habe wieder viel vergessen und Sverre spricht schnell. Aber - wir werden uns einig, dass er die Tage 2 Paletten mit Brennholz vorbeibringt.
Der Schnee liegt nicht sehr hoch und so ist die Auffahrt zu meiner Hütte kein Problem. Aber - wie sieht es denn hier aus??? Sonderbare und abenteuerliche Unterbauten sollen die Hütte stützen, sieht gar nicht vertrauenerweckend aus und funktioniert anscheinend auch nicht. Dicke Eisenträger liegen kreuz und quer und versperren den Zugang zu meiner Treppe. Ich muss erst noch ein paar herumliegende Bretter zur Seite räumen und über einige Paletten steigen, bis ich an meinen Aufgang rankomme. Oh - auch hier ist es sauglatt! Und ich habe (noch) keine Spikes an den Stiefeln. Die EIngangstür klemmt (wie übrigens jetzt alle Türen) und im Windfang steht eine große Palette mit dem Glas für die Terrassentür. Sie versperrt den Weg durch die zweite Tür. Anscheinend soll ich mit aller Macht von meinem trauten Heim ferngehalten werden? Aber nicht mit mir! Also - anpacken, Fensterscheibe nach draußen verfrachten. Und - einen Weg von der Haustür bis ans untere Treppenende halbwegs eisfrei machen!
Strom an! Heizung einschalten. Viele Heizungen. Der Wärmetauscher braucht ein wenig, bis er anspringt. Ich stelle ihn auf volle Pulle - aber das ist ihm bald zu viel und er versinkt im Frostschutzmodus. Der elektirsche Heizkörper an der Wand wird lauwarm, ein weiterer Heizlüfter im Schlafzimmer gibt sein Bestes.
1000 tote Fliegen liegen auf dem ganzen Fußboden verstreut - das habe ich schon erwartet. Also werfe ich nun schnell mal den Staubsauger an, damit ich mich wohler fühlen kann. Dann will ich mich unten mal noch etwas genauer umschauen - Licht funktioniert ja jetzt. Hm. Begeistert bin ich nicht, aber das Schlimmste hab ich ja schon gesehen. Bin gespannt, wie sich Björn das weitere Vorgehen vorstellt... Ja, mein Badestamp steht auch noch. Hoffentlich reicht mir morgen die Zeit, ihn auszupacken und einzuheizen. Holz ist nicht mehr viel da, aber Sverre bringt ja hoffentlich bald Nachschub.
Ab nach drinnen. Holzofen auch noch anschüren. Das funktioniert gut und bald pfeift der Wasserkessel, der mir einen heißen Kakao spendiert. Wir haben schon 8 Grad im Wohnzimmer!
Ich schreibe noch den Blog - für Fotos habe ich jetzt keine Lust/Zeit mehr. Dann schaun wir mal, ob das Bettchen auch schön warm wird. Gute Nacht!