Mittwoch, 18. Dezember 2019

Lehrgeld

Alles gut, der Wecker klingelt, holt mich aus dem besten Schlaf.
Der Schreck folgt auf dem Fuß: die Toilette funktioniert nicht mehr. Beim Start des Verbrennungsvorgangs fliegt jedesmal die Sicherung raus. Und jetzt? Da ist guter Rat teuer. ... Oh ja! Die Geschichte geht so:
Anruf beim technischen Support von Cinderella, das Problem schildern. Die Antwort heißt Werkstatt. Die nächste ist in Harstad. Da war meine Toilette vor 2 Jahren schon mal zum Service. Nach einigen Versuchen bekomme ich Rune ans Telefon und kann mich für "in 2 Stunden" ankündigen. Schließlich muss ich die Toilette ausbauen, entleeren, die Treppe hinunter verfrachten (mit Sackkarre) und auf den Anhänger bugsieren. Das Teil ist schwer und unhandlich. Und der Anhänger steht noch in Schlafposition, gut aufgeräumt und mittlerweile mit anderen Dingen zugestellt. Es zieht sich hin, bis ich gut eingepackt auf Reisen gehe. Ich versuche es mit einer neuen Motorradbrille, die alte ist so verkratzt, dass man selbst wenn sie nicht beschlagen ist, bei Gegenlicht nur Christbäume sieht. Leider hilft die Idee nicht wirklich viel, denn es regnet in Strömen. Mit maximal 50 km/h zockeln wir über die Bundesstraße und ziehen immer wieder lange Schlangen hinter uns her. Nach der Tjeldsundbrücke stuere ich erneut eine Bushaltestelle an, um die Schlange vorbei zu lassen, aber dort ist es so spiegelglatt, dass Hägar sich nur im Kreis dreht und nicht voran kommt. Erst mit Allrad und Differentialsperre krabbelt er langsam auf die Straße zurück. Dann beginnt es zu schneien, so ein nasser Schneematsch, der die Brille richtig dick verklebt. Und - ich hab das Navi vergessen: die Adresse hab ich noch im Kopf, aber die Straße zu finden ist nicht einfach. Es dauert ein ganzes Stück länger als angekündigt, bis ich bei BilXtra ankomme und im Laden große Pfüzten hinterlasse. Das ganze Gespann darf im Keller hinterm Haus in die Werkstatt fahren. So kann ich mich ein wenig aufwärmen während Rune die Toilette inspiziert. Jetzt erinnert er sich auch an mich - auf Nachfrage war mein englisches Telefonat vor 2 Jahren im Gedächtnis geblieben. Von der Sorte gibt es hier nicht viele Leute.
Oh je - mit dem Klo liegt wohl einiges im Argen. Anscheinend habe ich bei der Bedienung ein paar Fehler gemacht. Außerdem ist sie ja schon 13 Jahre alt, da ist keine große Restlebenszeit mehr zu erwarten. Wieviel ich denn bereit wäre, noch in eine Reparatur zu investieren? Aber ohne Gewähr! Die Heizspirale kann man für ca. 200 € tauschen, aber drum herum sieht es auch nicht gut aus. Wenn ich möchte, hätte er ein Angebot für mich: er verkauft seine private, fast neue Toilette für 2500 €. Boah - stolzer Preis! Aber eine neue kostet noch 'nen Tausender mehr. Was tun? Kurzerhand entschließe ich mich - ich mache es! Wieder ein Haufen Geld weg - der Brunnen muss wohl noch länger warten. Rune sagt, die Toilette steht aktuell in seiner Hütte in Fjelldal, das ist ca. 20 km von mir weg. Er würde sie mir am Freitag abend bringen - das klingt gut!

Mit leerem Anhänger (das alte Teil konnte ich gleich dort lassen) erledigen wir noch ein paar weitere Dinge: tanken, Luft prüfen, Supermarkt und Baumarkt. In den Geschäften piepst der Alarm, wenn ich die Schranke passiere, aber niemanden scheint es zu kümmern. Im Baumarkt das selbe Spiel, aber dort muss ich alles herzeigen - Rucksack auspacken, Taschen auspacken. Ich vermute den Übeltäter in der Jacke, denn als ich sie ausziehe, ist alles gut. Der Kassier ist nun beruhigt. Am Abend zu Hause kontaktiere ich den Laden, in dem ich die Jacke gekauft habe. Die erklären mir, wo der Chip versteckt ist, den sie dummerweise nicht entwertet haben. Ich kann ihn leicht herausschneiden.

Auf dem Rückweg das gleiche Schlangespiel. Auf halber Strecke, nach der Tjeldsundbrücke, verlasse ich die Hauptstraße, denn in Evenskjer ist noch ein Baumarkt, den ich besuchen muss. Ich habe dort Baumaterial für eine neue Garage bestellt, das gestern oder heute geliefert werden sollte. Da ich nicht zu Hause war, möchte ich wissen, ob es schon geliefert wurde. Ja. Angeblich, sagt Sten-Vidar. Sein Kollege sagt, die Lieferung käme um 16 Uhr, d.h. ich darf mich auf dem Rückweg nicht mehr lange aufhalten. Aber eine Motorsäge will ich trotzdem noch kaufen. Dieses Geschäft ist im weiten Umkreis das Einzige, das Husqvarna-Sägen verkauft und auch wartet. Die gleiche Säge, die ich zu Hause lassen musste kostet hier mehr als das Doppelte. Aber sie haben auch etwas Kleineres, was mir eigentlich ganz gut zusagt. Für ca. 200 €. Ist ok - geht mit.
Nun brauche ich noch die große Bohrmaschine wieder, um die Pfosten meiner künftigen Garage im Boden verankern zu können. Außerdem wollte ich bei Jardar und Viola ohnehin ein kleines Gastgeschenk vorbeibringen. Ich scheine die Einzige zu sein, die die große Maschine häufiger benutzt - seit ich sie im Juni zurückgebracht habe, kam sie nicht mehr zum Einsatz. Sind schon nette Leute die Jensens!!!

Hägar abstellen, Anhänger und Ladebox leeren, umziehen und wieder raus. Ich muss Platz schaffen für das Baumaterial. 2 Paletten frei schaufeln. Da liegen noch mitten auf dem Grundstück weitere Balken herum, die Björn hergeschafft hat, um das Haus abzustützen. Die räume ich als erstes auf die Paletten, dann kann das restliche Material oben drauf. Wenn es kommt. Es ist schon halb fünf und noch war niemand da. Ich kann ja auch drinnen warten. Inzwischen grabe ich die Chemietoilette aus. Nichts tut sich vor dem Haus.
Also beschließe ich, noch etwas Wasser zu holen. Aber wow! Als ich rausgehe entdecke ich Polarlicht! So toll war es hier noch nie seit ich da bin! Ich kann den Blick kaum abwenden. Schnell schalte ich alle Lichter im und unterm Haus aus, aber leider strahlt Ragnars Hütte in heller Weihnachtsbeleuchtung. Mit 2 Wasserkanistern bestückt fahre ich mit Hägar hinter den nächsten Berg - bei Arnes Hütte ist es dunkel und außderm ist hier meine Wasserstelle. Während die Kanister sich langsam füllen kann ich das Lichtspiel noch ausführlich genießen. Echt toll! Als ich wieder Zuhause bin ist das Schauspiel vorbei. Ich bin kein guter Fotograf, aber für dieses Leuchten braucht man wohl anderes gerät als ein Handy, um vernüftige Bilder zu bekommen.
Man muss chon Glück haben um Polarlicht zu sehen - oder nächtelang draußen warten.
So kann sich ein Tag trotz schlechten Starts noch zum Guten wenden....

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