Samstag, 28. Dezember 2019

Naß und nässer

Der Wetterbericht meldet einge Warnungen für die Ofoten: Schneelawinen, heute Nacht Sturm von Südwesten. Am Morgen folge ich meinem Wecker und stehe um 8 Uhr auf. Natürlich ist es noch stockdunkel. Ich hab mich gestern so sehr über mein Laptop geärgert, dass ich mich jetzt mal drum kümmern will. Ich recherchiere im Internet und bekomme ein paar Hinweise, die mir aber vorerst nicht weiterhelfen.
Die Arbeit draußen ist wichtiger. Die Woken hängen tief über dem Fjord, eigentlich hängen sie gar nicht rum sondern ich bin mitten drin. Es wird überhaupt nicht hell, alles ist trist, neblich und nass. Die Arbeit mit der Malerei hätte ich mir sparen können. Zwar perlt das Wasser an den getrichenen Brettern ab, aber es gibt so viele undichte Stellen, die auch keine Farbe abdichten kann. Na ja, unter der Terrasse war's ja auch nicht ganz trocken. Die nächsten Dachbretter sind schon voller Schneematsch bis sie aufgelegt sind. Streichen kann ich echt bleiben lassen - auf dem nassen Holz hält keine Farbe. Da muss ich mir wohl was anderes überlegen. Hauptsache, ich habe das Dach erst einmal zu. Das zieht sich trotzdem bis weit über den Mittag hin. Immer wieder regnet es mehr oder weniger, ih bin schon klitschnass. Pullover und Hose saugen sich voll. Als ich mit dem Dach fertig bin habe ich eigentlich keine Lust mehr. Die Handschuhe sind durchweicht, nicht nur die Finger sind eiskalt. Irgendwie scheint das Gebäude doch nicht ganz rechtwinklig zu sein, das letzte Brett schließt etwas schief ab. Ich könnte es ja absägen, aber ich mag nicht mehr.
Es gibt kaum noch Tageslicht. Für den Fußboden brauche ich vielleicht nicht so viel Licht? Da kann ich mit dem Dämmerlicht noch ein Weilchen weitermachen. Ich habe das Gefühl, fleißig voran zu kommen, aber als ich die Arbeit beende habe ich doch erst 1/4 des Bodens verlegt. Der fühlt sich allerdings stabil und zuverlässig an - das gefällt mir! So langsam bekomme ich Stress: an Türen und Rampe habe ich noch nichteinmal gedacht und die Wände muss ich ja auch noch verschalen. Ob ich überhaupt fertig werde bis zur Abreise?
Ragnar kommt vorbei, fährt rückwärts zu mir hoch und fragt, "wie es geht". Ich erzähle von dem undichten Dach und dass ich vielleicht doch Dachpappe draufmachen muss. Er hat vermutlich noch eine Bahn Dachpappe im Keller liegen - er will mal schauen. Und Dachpapp-Nägel? Oh...das weiß er nicht. Er schaut im Bootshaus nach und bringt tatsächlich eine halbvolle Packung daher. Mir geht die Arbeit also nicht so schnell aus. Danke Ragnar! Als ich am Abend den Blog schreibe, rollt Ragnar tatsächlich noch einmal mit dem Auto ein und bringt 2 Rollen Dachpappe an. Jetzt muss ich mir ja überlegen, wie ich die da obendrauf bringe. Morgen. Bei weiterem Regen.

Neben dem Haus höre ich konstantes Plätschern. Ich denke, das ist Kondenswasser von der Klimaanlage, stimmt aber nicht. Die Dachrinne läuft über! Vermutlich verstopft. Aber die hängt so hoch, da komme ich nicht hin. Dann lass sie halt tropfen.
Wasser? Gutes Stichwort. Vielleicht ist die Wasserleitung ja aufgetaut? Also - Pumpe wieder heruntertragen und anschließen. Einschalten. Wups - die Schlauchverbindung hält nicht und ich bekomme nun ein Vollbad! Das kriegen wir schnell wieder hin. Es ist dicht und oben kommt Wasser an. Wunderbar. Und der Boiler? Zum Einschalten muss man das Wasser laaaaange laufen lassen. Dabei muss ich doch sparsam sein! Es kommt tatsächlich etwas warmes Wasser aus der Dusche - der Boiler behauptet zu heizen. Am Wasserhahn klappt es noch nicht so richtig, aber vielleicht liegt das auch noch an der Luft, die im System ist? Das wird schon noch werden. Die Fehlersuche laut Bedienungsanleitung gibt zwar ein paar Hinweise, aber so richtig besser wird es davon auch nicht. Immerhin - lauwarmes Wasser ist besser als Eiswasser.

Gegen Nässe und Kälte hilft ein kleines Feuerchen! Bald wird es wohlig warm. Meine Klamotten hängen zum Trocknen rund um den Ofen. In der Mikrowelle werden die restlichen Spaghetti warm und auf dem Ofen pfeift schon der Wasserkessel, der mir einen heißen Apfeltee beschert. Auf dem Sofa kann der Rücken sich erholen.







Freitag, 27. Dezember 2019

Vorwärts und rückwärts


Um 10 Uhr bin ich draußen. Es ist kalt, trocken und leicht windig. Das Eis bricht wie Glas und klirrt glockenhell. Unser Seeadler patroulliert die Küste auf und ab.
Man weiß nie genau, was man anziehen soll - heute wähle ich Pullover und ärmellose Weste, weil die bereits jede Menge Farbflecken hat. 2 Eimer weiße Farbe öffne ich und kann sie gleich entsorgen. Es ist noch wasserlösliche Farbe aus Deutschland. Ich hatte sie seit 2 Tagen im Windfang zum anwärmen. Die Farbe ist ausgeflockt und obenauf steht das Wasser. Umrühren bringt hier nichts mehr. Dann habe ich noch einen Eimer norwegische Ölfarbe - die sieht deutlich besser aus, ist aber ziemlich dick. Ich werde sie ordentlich verdünnen.
Es geht an's Garagendach. Immer 3 Bretter weit kann ich sie zu rechtsägen, auflegen und festnageln. Dann wird gestrichen - mein Arm reicht genau so weit. Es geht langsam voran, zur Mittagszeit habe ich grade mal 1/4 der Gebäudebreite zugedeckt. Arne - der Jogger mit dem Schäferhund - biegt diesmal zu mir ein um hallo zu sagen. Er meint, ich wäre schnell! Danke - aber nicht schnell genug. Morgen ist Regen angesagt, da ist es schlecht mit anstreichen. Ich gebe mein Bestes bis es dunkel ist.
 Bis zur Mitte bin ich gekommen. Mit Stirnlampe geht noch etwas - unter herum. Bis auch dieses Licht ausgeht.
Mit der Wasserversorgung sieht es schlecht aus - sowohl der dicke Ansaugschlauch als auch die Pumpe selbst sind nun eingefroren. Ich verbrauche zu wenig Wasser. Vielleicht taut meine Leitung ja wieder auf, wenn die Temperatur morgen in die Plusgrade steigt? Pumpe samt Ansaugschlauch nehme ich vorsichtshalber mit hinauf und deponiere sie in der Dusche zum Auftauen.
Um halb vier ist endgültig Schluss. Ein warmer Badestamp wäre jetzt nicht schlecht, aber das soll diesmal ja wohl nicht sein. Dann eben wieder ein kuscheliges Feuerchen im Kamin.

Mein Laptop macht weiterhin Faxen. Nach wenigen Buchstaben springt der Cursor willkürlich irgendwo hin - es ist extrem nervig, auf diese Weise einen vernünftigen Satz zu schreiben. Außerdem ist mein Ordner mit gespeicherten Mails plötzlich leer. Alles suchen ist vergeblich, sie tauchen nicht mehr auf. Ärgerlich! Also - Feierabend nix mehr machen!

Donnerstag, 26. Dezember 2019

Seelachs norwegischer Art

Scharfkantig zeichnet sich die Bergkette gegen den blass-orangen Streifen am Horizont ab. Von Narvik schimmert die Beleuchtung der Skipiste grünlich herüber. Es verspricht ein klarer, schöner Tag zu werden. Das Meer kreuselt sich leicht, also scheint ein leichter Wind zu blasen.
Ich habe Schmerzen im linken Daumen und Knie - nur, wovon? Vom süßen Nichtstun gestern? Oder soll es ein Zeichen sein, heute schon wieder faul herumzulungern? Aber das kann und will ich mir nicht leisten.

Kurz nach 10 Uhr bin ich draußen. Da ich abends meine Baustelle immer aufräume, muss ich natürlich morgens alles wieder hintagen: Sägen, Sschrauber, Anreißwerkzeug, Leiter.... Heute sind die Dachbalken dran. Ich möchte sie ein wenig ausklinken, damit sie satt sitzen. Mit der Handkreissäge ist das nicht ganz so einfach, dafür passt das Ergebnis dann wunderbar. Ausrichten und verschrauben - fertig! Meine Finger sind steif gefroren denn heute ist es kalt und klar und es zieht ein eisiges Windchen von Russland her. Feierabend? Eigentlich noch zu früh. Also schleppe ich noch ein paar Verkleidungsbretter für das Dach herbei. Abmessen, ablängen und die Kanten abschrägen, damit das Wasser gut abtropfen kann. Ausrichten und anheften; dann kommt die nächste Bahn. Hm, das gefällt mir nicht. Zwischen den Brettern sind Rillen, so sind die Bretter angefertigt. Auf der Unterseite jedoch sind sie dicht. Als Wandverkleidung soll das so sein, das ist mir schon klar, aber auf dem Dach hätte ich es gerne ganz glatt. Umdrehen? Mist, jetzt sind die Kanten falsch angeschrägt. Und bleibt dann das Wasser nicht erst recht in den Ritzen stehen? Fragen über Fragen - die können bis morgen gären. Jetzt ist Schluss! Die Türen und die Auffahrtsrampe werden nochmal knifflig werden, davor graut mir ein wenig. Aber, Schrittchen für Schrittchen geht es jeden Tag weiter.


Ich freue mich auf meinen Fisch nach norwegischer Art. Aber zuerst schaue ich nochmal nach dem Wasser. Aus dem Hahn kommt nichts mehr... Eigentlich war es ja nur eine Frage der Zeit, bis meine Wasserleitung einfriert. Jetzt ist es soweit. Ein Glück, dass ich die Kanisterlösung noch nicht abgebaut habe. Aber der Vorrat geht zur Neige. Also: Hägar satteln, Anhänger dran, 4 Kanister reinwerfen, warme Jacke und Helm anziehen und bis zu Arnes Bächlein fahren. Hier läuft das Wasser weiterhin. Es dauert eine ganze Zeit, bis die Kanister voll und schwer sind. Vorsichtig muss ich sie über die Eisflächen tragen oder rutschen, bis ich sie wieder in den Anhänger hieven kann. Zurück - für die steile glatte Einfahrt sperre ich vorsichtshalber das Differential. Klappt wunderbar.
Aber jetzt! Jetzt gibt's den Fisch! Mit Zitronensaft, Butter, Gemüse und Couscous - lecker!

Für den gemütlichen Abend zünde ich im Kamin noch ein Feuerchen an, das gibt eine heimelige Wärme und knistert so schön. Bei einer Tasse heißem Apfeltee lasse ich mich filmisch berieseln.

Mittwoch, 25. Dezember 2019

Ein genussvoller Tag

Die klare Sicht im Morgengrauen verspricht einen schönen Tag. Das Meer liegt ruhig da, nur am Gegegenufer hängen ein paar Wolken tief über dem Fjord.
Da es bei "schönem" Wetter kälter ist, muss ich auf meinen Wasservorrat unterm Haus aufpassen - er soll mir ja nicht einfrieren. Ich versuche das mal mit dem Wärmekabel, das ich in den Kanister hinein hänge.
Es ist zwar Feiertage, aber warum soll ich müßig herumsitzen? Ich könnte noch schnell 2 Pfostenstützen einbetonieren, die ich für die Garagentüre brauche. Viel Zeit ist nicht, denn ich möchte nachher in den Gottesdienst nach Evenes. Das funktioniert gut! Irgendwie war mir das wohl noch nicht genug, daher werfe ich nochmal einen Blick hinters Haus, um nach Eis zu schauen. Beim letzten Aufenthalt hatte ich noch ein paar Sprengbohrungen gesetzt, die jetzt Wirkung gezeigt haben. Ich räume ein paar von den Felstrümmern beiseite, die abgesprengt sind. Wieder ein Stück mehr Platz. Jetzt aber schnell rein und umziehen. Hägar hat eine Eisschicht, obwohl ich ihn mit der Anhängerplant notdürftig zugedeckt habe.

Um 12 Uhr eile ich in die Kirche. Ich glaube, ich würde doch lieber bei Nacht fahren, da könnte ich das ganze Glatteis auf der Straße nicht erkennen. Meine Reifen sind eh schon wieder ziemlich abgefahren. Mit den letzten Besuchern husche ich noch hinein, dann beginnt schon der Gottesdienst. Heute sind bei Weitem nicht so viele Besucher da, wie vor 2 Jahren am Heiligen Abend. Ich gehe ja nur in die Kirche, um etwas von den Menschen und Gebräuchen mitzubekommen. Ich verstehe einige Worte - oder glaube zumindest, sie zu verstehen, aber einen Zusammenhang kann ich (noch) nicht erkennen. Irgendwann wird es schon werden...
Mitten während des Gottesdienstes bricht ein Mann plötzlich zusammen und rutscht von der Kirchenbank. Es entsteht Bewegung, wer helfen kann tut das sofort. Man legt den Mann im Gang auf den Boden, eine der Helferinnen scheint Ärztin zu sein. Der Rettungsdienst in Evenskjer wird zu Hilfe gerufen, aber der braucht ja fast 1/2 Stunde bei der Entfernung. Alle, die nicht helfen können bleiben ruhig sitzen und warten - keiner steht im Weg herum. 2-3 Reihen hinter mir sitzen Viola & Jardar mit ihren Söhnen und Randi & Viggo. Der Mann ist ein guter Freund von Randi - sie hat Tränen in den Augen. Als der Patient versorgt und im Krankenwagen ist, wird der Gottesdienst fortgeführt. Viola schaut auf die Uhr, ich glaube, sie hat das Essen im Ofen. Nach der Kirche wechseln wir kurz ein paar Worte, dann verläuft es sich rasch.

Auf dem Heimweg bietet sich ein Zwischenstopp am Kai in Liavika an. Ich könnte ja mal den Köder etwas baden, schließlich ist noch etwas Tageslicht vorhanden. Es ist ordentlich kalt, aber ich werfe tapfer die Angel aus. Ich genieße die Aussicht, die Ruhe, die Lichterketten am gegenüberliegenden Ufer und das leise Plätschern vereinzelter Wellen. Entspannt bin ich einfach nur da. Tatsächlich beißt ein Fisch! Nur die Ruhe, keine Hektik. Wenn er vom Haken rutscht, dann ist das halt so. Scheint die richtige Einstellung zu sein, denn problemlos kann ich ihn auf den Steg hochziehen und zu Hägar tragen. Erst dort reißt die Angelschnur direkt am Köder ab. Der Haken sitzt tief im Maul des Seelachses, so fest, dass er sich beim herausdrehen verbiegt. Ich töte den Fisch, lege ihn beiseite und werfe noch ein paar Angeln aus. Ab und zu höre ich ihn noch zappeln. Schon bald darauf habe ich noch einen am Haken. Auch dieser kommt sicher nach oben - der Haken hat sich allerdings außen unterm Maul verfangen. Noch ein paar Würfe, dann packe ich mit klammen Fingern meine Sachen ein. Petri Heil! Ich habe vergessen, eine Taschenlampe einzupacken...
Zu Hause verfrachte ich die beiden Fische in die Spüle, um sie auszunehmen. Mein erster Fang zappelt immer noch! Er dreht sich im Ausguss sogar herum und verspritzt mir meinen Tisch. Selbst als er fix und fertig augenommen ist, zuckt er hin und wieder; na warte, Du Zappelphilipp, ich werde Dich schon ruhig bekommen - in der Gefriertruhe! Das andere Exemplar (beide messen 33 cm) bleibt im Kühlschrank, das sind 2 feine Mahlzeiten für mich.

Am späten Nachmittag, zünde ich noch ein hübsches Feuerchen im Ofen an, ich möchte es gemütlich und warm haben, während draußen auf der Terrasse die Eiskristalle glitzern.

Dienstag, 24. Dezember 2019

Ein gemütlicher Abend

Um halb neun gestern abend sind Anne-Lise und Björn doch noch eingetrudelt, aber ich lasse sie erstmal ankommen. Heute kann ich ja auch noch rübergehen.
Dichte Wolken hängen im und über dem Fjord, es ist Tauwetter. Kaum kommt Licht durch den Nebel und immer wieder nieselt oder regnet es. Eine ziemlich feuchte Angelegenheit heute. Was tun?
Natürlich an der Garage weiterbauen. Die Fußbodenbretter liegen lose auf, d.h. ich muss vorsichtig sein, kann aber die Plattform so wie vorgesehen benutzen um mich an das Dach zu wagen. Nur zwei Dachbalken schaffe ich heute, aber diese werden auch noch versteift und das ganze Gebäude ins Lot gebracht. Meine Kreissäge macht immer sehr schnell schlapp, sie frisst unheimlich viel Akkus. Um die Mittagszeit kommt Björn kurz vorbei, erklärt mir seinen Plan für die Fundamentreparatur und begutachtet mein Bauwerk. Gemeinsam lästern wir etwas über Kjetil - der scheint sich mit allen anzulegen. Auch zu Björn hat er schlimme Dinge gesagt, Björn regt sich immer wieder darüber auf.
Ich frage, ob es recht ist, wenn ich nacher - wenn es dunkel ist - drüben vorbeischaue? Ja, gern.

Es ist noch nicht dunkel, als ich draußen Feierabend mache. Das gibt mir die Gelegenheit, den Boiler fertig anzuschließen. Ich trage noch 2 große Kanister mit Wasser unters Haus und schließe die Pumpe an. Wasser marsch! Der Boiler braucht angeblich einige Minuten, bis er mit dem Heizen anfängt, aber auch nach 40 l durchgepumptem Wasser regt sich noch nichts! Für heute geb ich auf - ich weiß ja auch gar nicht, ob der gebrauchte Boiler überhaupt in Ordnung ist. Immerhin funktioniert der Wasserkreislauf und ich probiere zum ersten mal meine richtige Dusche aus, auch wenn sie kalt ist - brrr.

Frisch gewaschen, geduscht mit luftigen Haaren suche ich dann meine Nachbarn heim. Meine kleinen Mitbringsel kommen gut an. Beide erwachsenen Kinder samt Schwiegersohn und dem neugeborenen Enkelchen sind in der kleinen Hütte versammelt. Ich genieße die Gesellschaft, auch wenn ich kaum etwas verstehe....ich wünsche mir vom Christkind, norwegisch zu können.

Den Abend genieße ich in meiner eigenen Hütte. In Ruhe, mit einem warmen Kakao, Evas Pralinen, Kerzenlicht und Filmen.

Montag, 23. Dezember 2019

Blindfisch(en)

Schade, dass meine Terrasse nicht mehr da ist - bei dem lauen Windchen gestern abend wäre ich sonst sicher öfter mal vor die Tür gegangen und hätte dem Meeresrauschen gelauscht.

Es ist schon fast 9 Uhr als ich wach werde. Schlechter Schlaf und der ständige Wetterwechsel verschaffen mir Kopfschmerzen. Konsequenz des lang Schlafens ist, dass ich noch nicht angezogen bin, als ich unten ein Fahrzeug kommen höre. Wer will was von mir? Oh, es ist Sverre mit Brennholz! Er hat mich doch nicht vergessen! Schnell springe ich in Hose, Pullover, Jacke und Schuhe, um einen geeigneten Lagerplatz zu finden. Mein Grundstück wird zu klein....
Erst danach kann ich zur gemütlichen Morgenroutine mit Frühstückstee übergehen.

Warum es heute schon wieder keine Bilder gibt? Ganz einfach - weil ich die spärliche 4 Stunden Tageslicht zum bauen nutzen will. Ich wußte ja schon, dass ich heute keinen so großen Fortschritt sehen werde wie gestern. Die "Feinarbeit" besteht darin, teilweise noch Bodenunebenheiten abzutraben, einen weiteren Stützbalken aufzustellen und den Fußboden anzugehen. Bis es um 14 Uhr dunkel wird ist die Basis soweit fertig - nur noch die Dielen muss ich draufbauen, verschrauben und ablängen. Natürlich dauert das noch ein Stück, aber dabei sieht man dann wieder einen Fortschritt. Heute geht es sehr langsam, ich kann nur Mini-Schritte gehen denn es ist sauglatt überall. Die Spikes an den Schuhen halten bei diesen Unebenheiten nicht, also nehme ich sie ab. Lieber langsam mit kleinen Schritten als wieder mal einen Fuß verknackst oder das Knie verdreht. Ich bin trotzdem mit meiner Leistung heute sehr zufrieden!

Zum Mittagessen gibt es dann um 15 Uhr Couscous mit Karotten und Mais sowie eine kleine Erholpause. Draußen ist es jetzt zwar dunkel, aber vom Rest des Tages ist noch eine Menge übrig. Ich könnte ja mal mein Angelglück veruschen. Zuerst muss die die 7 Sachen zusammensuchen, Hägar auspacken, mich einpacken und dann zockeln wir bei leichtem Schneefall zum Kai in Liavika. Es ist stockdunkel! Nichtmal ein Stern oder der Mond finden den Weg durch die dichten Wolken. Gelegentlich streift mich ein Autoscheinwerfer vom anderen Ufer. Einige Male werfe ich die Angel aus, aber so ganz ohne was zu sehen hat das echt keinen Zweck! So blind wie ein Blindfisch....also breche ich ab.
Meine Nachbarn wollten ja heute abend zurück sein. Außenbeleuchtung und Christbaum strahlen zwar hell, aber es steht kein Auto vor der Tür - dann sind sie wohl auch nicht da.

Sonntag, 22. Dezember 2019

Das Skelett steht

Gestern abend vor dem Kamin: ich sitze gemütlich auf dem Stuhl vor dem Ofen und beobachte das Feuer. Ich beuge mich leicht zur Seite, um ein Scheit Holz nachzulegen. Der Stuhl beugt sich mit. Er beugt sich weiter...und weiter...bis ich auf dem Boden sitze! Ups? Ob es sich wohl lohnt, ihn zu repareiren? Ich glaube nicht.
Wenn ich heute mit meiner Garage ähnliche Fortschritte mache wie gestern, dann bin ich sehr zufrieden! Bin gespannt, welche Hindernisse heute auf mich warten.

Der Startschuss draußen fällt im Morgengrauen gegen 10 Uhr. Ich habe Bedenken, die Stützbalken aufzustellen, ohne dass sie gleich wieder umfallen aber es funktioniert erstaunlich gut. Schnellstmöglich setze ich einen Verbindungsbalken oben drauf, damit ist schon viel gewonnen. Nun noch ein paar Diagonalstreben damit wenigstens eine Richtung stabilisert ist. Ob ich die andere Seite genauso mache? Da fällt mir ein, ich könnte die Eckstützen ja provisorisch mit den bereits Stehenden verbinden. Das war eine gute Idee - es macht die Sache sehr viel stabiler. Es läuft! Keine Überraschungen oder Hindernisse. Das Grundgerüst steht! Meine Betonfundamentchen halten vermutlich nicht, was ich erwartet hatte, aber wenn alles zusammengebaut ist - hoffe ich -  stabilisiert sich die ganze Hütte. Ich bin stolz auf mich und betrachte mein Werk immer wieder und von allen Seiten.

Es geht heute ein etwas stärkerer Wind von Nordosten, der aber im Tagesverlauf leicht abnimmt. Ich habe mich heute deutlich wärmer angezogen als gestern, so läßt es sich ganz gut arbeiten. Zusätzlich wird es wieder wärmer, die Temperaturen wechseln bei 4 Grad einfach das Vorzeichen von minus auf plus. Der Untergrund ist dort, wo ich viel laufe bereits dick vereist, so dass ich die Spikes anziehen muss. Andererseits sorgen die niedrigen Temperaturen dafür, dass ich nicht so nass werde, wenn ich auf dem Boden knien oder sitzen muss.

Gegen halb zwei geht das Licht langsam zur Neige. Ein paar Balken kann ich noch hin- und herschleppen und anheften. Für genauere Arbeiten reicht das Licht nicht mehr aus. Bis ich dann wirklich Schluss mache und alles aufgeräumt ist, wird's 3 Uhr. Mein (Sonn-)Tagwerk ist geschafft. Morgen brauche ich vielleicht nochmal den großen Steinmeißel, über die Fußbodenhöhe ragen noch ein paar Steine heraus. Eigentlich sollte ich die unterste Balkenlage für den Fußboden wohl noch etwas unterstützen, da aber überall Eis und Schnee liegt, macht das im Moment wenig Sinn. Im Sommer werde ich das nachholen. Morgen wird es vermutlich nicht so schnell weitergehen, es gibt viel "Feinarbeit" zu tun.


Leicht gewaschen und kurz erholt möchte ich nun endlich bei Anne-Lise und Björn vorbeischauen und meine Mitbringsel loswerden. Gerade als ich die Schuhe anziehe fahren sie jedoch vorbei Richtung Heimat. Zu spät. Was für ein Stress im Urlaub! Per SMS erfahre ich, dass Björn morgen früh einen Arzttermin hat und dass die Beiden morgen abend wieder hier sein werden.

Aus den übrigen Kartoffeln von Eva mixe ich mit diversen Zutaten eine frei erfundene Mischung für die Pfanne - irgendetwas zwischen Pfannkuchen und Fladenbrot. Eva und Ragnar reisen ab und ich mache "Urlaub", d.h. nichts tun, auf dem Sofa rumlümmeln und Filme gucken.