Mittwoch, 25. Dezember 2019

Ein genussvoller Tag

Die klare Sicht im Morgengrauen verspricht einen schönen Tag. Das Meer liegt ruhig da, nur am Gegegenufer hängen ein paar Wolken tief über dem Fjord.
Da es bei "schönem" Wetter kälter ist, muss ich auf meinen Wasservorrat unterm Haus aufpassen - er soll mir ja nicht einfrieren. Ich versuche das mal mit dem Wärmekabel, das ich in den Kanister hinein hänge.
Es ist zwar Feiertage, aber warum soll ich müßig herumsitzen? Ich könnte noch schnell 2 Pfostenstützen einbetonieren, die ich für die Garagentüre brauche. Viel Zeit ist nicht, denn ich möchte nachher in den Gottesdienst nach Evenes. Das funktioniert gut! Irgendwie war mir das wohl noch nicht genug, daher werfe ich nochmal einen Blick hinters Haus, um nach Eis zu schauen. Beim letzten Aufenthalt hatte ich noch ein paar Sprengbohrungen gesetzt, die jetzt Wirkung gezeigt haben. Ich räume ein paar von den Felstrümmern beiseite, die abgesprengt sind. Wieder ein Stück mehr Platz. Jetzt aber schnell rein und umziehen. Hägar hat eine Eisschicht, obwohl ich ihn mit der Anhängerplant notdürftig zugedeckt habe.

Um 12 Uhr eile ich in die Kirche. Ich glaube, ich würde doch lieber bei Nacht fahren, da könnte ich das ganze Glatteis auf der Straße nicht erkennen. Meine Reifen sind eh schon wieder ziemlich abgefahren. Mit den letzten Besuchern husche ich noch hinein, dann beginnt schon der Gottesdienst. Heute sind bei Weitem nicht so viele Besucher da, wie vor 2 Jahren am Heiligen Abend. Ich gehe ja nur in die Kirche, um etwas von den Menschen und Gebräuchen mitzubekommen. Ich verstehe einige Worte - oder glaube zumindest, sie zu verstehen, aber einen Zusammenhang kann ich (noch) nicht erkennen. Irgendwann wird es schon werden...
Mitten während des Gottesdienstes bricht ein Mann plötzlich zusammen und rutscht von der Kirchenbank. Es entsteht Bewegung, wer helfen kann tut das sofort. Man legt den Mann im Gang auf den Boden, eine der Helferinnen scheint Ärztin zu sein. Der Rettungsdienst in Evenskjer wird zu Hilfe gerufen, aber der braucht ja fast 1/2 Stunde bei der Entfernung. Alle, die nicht helfen können bleiben ruhig sitzen und warten - keiner steht im Weg herum. 2-3 Reihen hinter mir sitzen Viola & Jardar mit ihren Söhnen und Randi & Viggo. Der Mann ist ein guter Freund von Randi - sie hat Tränen in den Augen. Als der Patient versorgt und im Krankenwagen ist, wird der Gottesdienst fortgeführt. Viola schaut auf die Uhr, ich glaube, sie hat das Essen im Ofen. Nach der Kirche wechseln wir kurz ein paar Worte, dann verläuft es sich rasch.

Auf dem Heimweg bietet sich ein Zwischenstopp am Kai in Liavika an. Ich könnte ja mal den Köder etwas baden, schließlich ist noch etwas Tageslicht vorhanden. Es ist ordentlich kalt, aber ich werfe tapfer die Angel aus. Ich genieße die Aussicht, die Ruhe, die Lichterketten am gegenüberliegenden Ufer und das leise Plätschern vereinzelter Wellen. Entspannt bin ich einfach nur da. Tatsächlich beißt ein Fisch! Nur die Ruhe, keine Hektik. Wenn er vom Haken rutscht, dann ist das halt so. Scheint die richtige Einstellung zu sein, denn problemlos kann ich ihn auf den Steg hochziehen und zu Hägar tragen. Erst dort reißt die Angelschnur direkt am Köder ab. Der Haken sitzt tief im Maul des Seelachses, so fest, dass er sich beim herausdrehen verbiegt. Ich töte den Fisch, lege ihn beiseite und werfe noch ein paar Angeln aus. Ab und zu höre ich ihn noch zappeln. Schon bald darauf habe ich noch einen am Haken. Auch dieser kommt sicher nach oben - der Haken hat sich allerdings außen unterm Maul verfangen. Noch ein paar Würfe, dann packe ich mit klammen Fingern meine Sachen ein. Petri Heil! Ich habe vergessen, eine Taschenlampe einzupacken...
Zu Hause verfrachte ich die beiden Fische in die Spüle, um sie auszunehmen. Mein erster Fang zappelt immer noch! Er dreht sich im Ausguss sogar herum und verspritzt mir meinen Tisch. Selbst als er fix und fertig augenommen ist, zuckt er hin und wieder; na warte, Du Zappelphilipp, ich werde Dich schon ruhig bekommen - in der Gefriertruhe! Das andere Exemplar (beide messen 33 cm) bleibt im Kühlschrank, das sind 2 feine Mahlzeiten für mich.

Am späten Nachmittag, zünde ich noch ein hübsches Feuerchen im Ofen an, ich möchte es gemütlich und warm haben, während draußen auf der Terrasse die Eiskristalle glitzern.

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