Montag, 6. Januar 2020

Heimreise

Jardar holt mich standesgemäß mit dem Audi ab. An der Sicherheitskontrolle gefällt meine große Rohrzange nicht. Zu groß. Ich könnte sie ja als Waffe benutzen. Bleibt mir nichts anderes übrig als sie dazulassen. Ob die freundlichen Dame Daniel kennt? Den konnte ich leider nicht erreichen, vielleicht hat er eine neue Telefonnummer.
Ja, kennt sie. Daniel könnte die Zange einfach bei meiner Hütte ablegen? Ja, sie veranlasst das. Sie kennt sogar meine Hütte! Lustig und nett.
Der Flug hat knapp 1 h Verspätung wegen Enteisung, aber ich habe genügend Zeit. Schnell melde ich mich noch bei Stefan & Judith, sie freuen sich auf Fische.

Sonntag, 5. Januar 2020

Endspurt und Abschied

Ich habe sehr wenig geschlafen, daher fällt mir das Aufstehen heute immens schwer. Nach dem Frühstückstee schaue ich draußen nach dem Rechten, ist alles gut und sicher aufgeräumt? Den Anhänger werde ich heute nicht mehr zum Müllplatz fahren, aber wenigstens den einen Müllsack, den kann ich nachher mitnehmen.
Vom Garagendach entferne ich die 2 Beschwerungsbalken für die Dachpappe, hat eh nichts gebracht. Der Wind hat sie verweht. Die Balken sind unter schwerem Schnee begraben und leicht angefroren, um sie loszubrechen bekomme  ich eine ordentliche Ladung Schnee ab. Dann pfriemel ich noch die letzten Verkleidungsbretter an die Front. Fertig. Hägar, komm raus. Darfst ein wenig Schnee räumen, damit Du auch wieder reinfindest in Deine Garage. Das macht Spaß!


Es ist Mittagszeit, ich will nochmal zum Abschlussangeln gehen. In diesen Ferien war ich erst 2 mal! Zuerst fahren wir nach Evenestangen, um den Müll loszuwerden. Dann zurück nach Liavika zum Steg. Es geht ein leichter Wind, der kommt von Schweden und bringt eine Eiseskälte mit sich. Ich packe mich warm ein, aber die Finger kann ich nicht gut schützen, sonst kann ich die Angel nicht mehr bedienen. Heute hängen die Wolken ziemlich hoch, d.h. was sich am anderen Ufer abspielt kann ich recht gut sehen, nur ist es halt etwas dämmrig.
Über dem Björnefjell (auf deutsch etwa "Bärenberg") im Westen ist der Horizont schon klar gefegt und lacht in hellblau herüber. Leicht gekräuselte Wellen laufen auf mich zu und plätschern gegen das Ufer. Meine Angelschnur singt und pfeift beim Einholen im Wind. Ich scheine eine gute Zeit erwischt zu haben - schon nach wenigen Würfen knabbert mal jemand am Köder. Bald habe ich einen Fisch an der Angel, leider verfängt er sich unterm Kai und rutscht vom Haken. Aber der nächste lässt nicht lange auf sich warten. Ein schöner Seelachs in der üblichen Größe, d.h. ca. 40 cm lang. Ich habe heute mein Rückfluggepäck gewogen - ich darf nicht mehr viel mitnehmen. Ich könnte 2 schwere Hosen übereinander anziehen, dann spare ich ca. 2 kg - ich denke, das werde ich machen. Vor dem Boarding wechsle ich sie dann - so hab ich das schon ein paar mal gemacht. Und schon wieder hat ein Fisch Hunger - diesmal ist es ein kleiner Dorsch. Das hatte ich schon lange keinen mehr gefangen. Er ist gleich lang wie der Seelachs, hat aber einen viel größeren Kopf mit großer Angeber-Klappe. Nach knapp einer Stunde gebe ich dann auf, mir ist saukalt. Die Fische ausnehmen werde ich bei Arnes Brünnele. Vor den eisigen Fingern graut mir jetzt schon.
Mir wird gleich wieder wärmer, denn Hägar schafft es mit seinen abgefahrenen Reifen diesmal nicht, den steilen Berg zur Straße hochzukommen. Ich hatte es schon befürchtet - bislang hat noch niemand Schnee geräumt. Trotz Allrad und 2 Differenzialsperren fehlen noch wenige Meter, als die Räder durchdrehen. Also muss ich wohl absteigen und selbst etwas nachhelfen. Alles klar, wir sind oben.
Arnes Brünnele ist tatsächlich eingefroren, das hab ich noch nie erlebt. Aber das Bächlein darunter fließt noch, also wasche ich die Fische eben dort aus. Brrr - Eisfinger. Ab nach Hause.
Hägar fahre ich rückwärts an die Garage. Bei der Einfahrt bleibt die Aufhängung vom Schneeschild wieder am Boden hängen. Ich hab jetzt keinen Nerv für große Analysen also hole ich Schwung und wir rattern hinein. Ein zustätzlich als Türanschlag eingebautes Brett muss dafür bezahlen - nicht schlimm. Aber es gibt definitiv Verbesserungspotenzial. Tür zu und abschließen (ja, ich hab ein Vorhängeschloss) - schlaf gut Hägar!

So langsam kommt Reisefieber auf, hoffentlich vergesse ich nichts? Sicherungen ausschalten (morgen früh), das Wasser weitest möglich entleeren, Biomüll entsorgen, schnell noch die Fische und Kühlakkus einfrieren, Reste essen. Die Wäsche? Diesmal keine Zeit und auch keine Lust, bei dieser Kälte zur Tanke zu fahren. Wenn ich im Mai wiederkomme, passt das besser. Das letzte Feuerchen knistert fröhlich im Kamin.

Ich hab bestimmt noch was vergessen...






Samstag, 4. Januar 2020

Tür auf - Tür zu! Stolz!

Neuschnee! Nicht zu knapp! Die Haustür geht schon schwer auf, bereits auf der Veranda liegen ca. 20 cm schwerer nasser Schnee. Da heißt es wohl erstmal "schippen"! Gut eine Stunde brauche ich, um Veranda und Treppe begehbar zu machen und einen schmalen Pfad zu Hägars Garage freizuräumen. Wegen des tiefen Schnees mache ich das in Gummistiefeln, war mir ruck zuck kalte Füße beschert. Daher ziehe ich jetzt die warmen Arbeitsstiefel an, um mich für einen Tag draußen zu rüsten.
Der Anhänger steht irgendwo mitten auf dem Grundstück, den hole ich jetzt erstmal auf einen Platz vor dem Haus. Die dicke Schneeschicht auf der Abdeckplane wische ich mit den Händen weg - kaum gelingt es mir, den eigentlich leichten Hänger durch den tiefen Schnee zu ziehen. Ich bin bald ganz außer Atem und der Kreislauf meldet sich.
Gehen wir wieder zur Routinearbeit über: die Front mit den Garagentoren. Die Scharniere brauchen den richtigen Platz, die richtigen Bohrungen und müssen eingedreht werden. Das ist gar nicht leicht, aber ich habe die gute Idee, sie mittels der später an den Toren zu montierenden Ladenbändern einzudrehen - die bieten einen langen Hebel. Erstmal nur eine Türe, denn bevor ich die Scharniere eindrehen kann, muss ich die Verkleidung seitlich vervollständigen und dann kann ich ja nicht mehr hineinkrabbeln. Oh je - die mitgebrachten Schrauben passen nicht! Sie sind zu dick und zu kurz! Mein Vorrat an Montagematerial ist hier bei Weitem nicht so groß wie in Deutschland. Hägar ist eingesperrt, ich kann also auch nicht "mal schnell" einkaufen gehen, zumal das am Samstag nachmittag eh schwierig wäre. Jetzt ist guter Rat teuer. Nach langem Suchen finde ich 6 Schrauben im passenden Durchmesser, allerdings viel zu lang. Ich habe sie letztes Mal aus dem alten Sofa ausgebaut, das noch verschrottet werden muss. Es funktioniert! Genau 6 Schrauben brauche ich für eine Tür! Damit kann ich wenigstens eine Seite fertig machen und das letzte schmale Stück endgültig verkleiden. Die Schrauben sind normale Maschinenschrauben mit einem Sechskantkopf, auf der Innenseite kommt eine Mutter drauf. Aber wie? Die Schrauben drehen sich doch mit! Ich habe niemanden, der auf der anderen Seite gegenhalten könnte! Hm. Grübel, grübel. Eine Vorrichtung? Oh ja, da fällt mir was ein (siehe Bild). Das sieht sehr abenteuerlich aus, funktioniert aber wunderbar! Die Ladenbänder sind dran, jetzt kommt der große Moment - ich entferne die Schrauben, mit denen ich die Türbretter oben und unten an der Garage fixiert habe. Hoffentlich hält mein Tor! Und? Ja! Juhuuu!


Eine kleine Atempause. Oh - es scheinen ja Sonne und Mond! Der Himmel ist klar! Ich hab das gar nicht bemerkt, den ganzen Morgen war es dunkel-diesig und hat immer wieder geschneit. Meine Freude ist nur von kurzer Dauer, denn schon Minuten später fallen dichte schwere Schneeflocken - ruck zuck bin ich weiß wie ein Schneemann. Keine Zeit zum aufgeben. Was mache ich mit der anderen Tür? Ich habe keine Schrauben mehr. Meine Nägel gehen übrigens auch zur Neige. Daher bekommt jedes Schalbrett pro Seite nur einen statt 2 Nägeln. Muss vorerst halen. Scharniere eindrehen und Ladenbänder ausrichten geht auch noch. Ich mache mich auf die Suche nach der zündenen Idee und finde lange, dicke Holzschrauben. Wenn ich innen noch ein weiteres Brett aufdopple, könnte es mit diesen Schrauben vielleicht funktionieren? Tut es. Allerdings ist das alles ein Gebastel, weit entfernt von sauberer Arbeit. Vielerorts schauen die Schraubenspitzen heraus. Da ist noch viel Verbesserungspotential - im nächsten Urlaub.
Björn schleicht sich an. Nein, er schleicht nicht wirklich, aber der Schnee schluckt nur jedes Geräusch. Auch die Autos sind überhaupt nicht zu hören. Dafür schluckt er kein Licht, sondern reflektiert es, darum wirkt es heute heller. Björn arbeitet mit der Schneefräse und ihm geht das Benzin aus. Ich biete ihm Hägars Resevekanister an, aber er möchte erst im Bootshaus nachschauen, vielleicht hat er selbst noch etwas. Er, der Zimmermann, begutachtet mein Werk und ist zufrieden. Meine Unschönheiten hat er zwar gesehen, meint aber, das sei nicht schlimm. Er bewundert, wie weit ich in der kurzen Zeit gekommen bin! Ja, stimmt - ich bin sehr stolz!

Auch die zweite Torhälfte läßt sich öffnen und schließen - wunderbar! Eine Tür steht unten etwas ab, vielleicht sind einfach die Bretter krumm? Vielleicht wird sie ja im Lauf der Zeit auch von alleine gerade? Holz arbeitet ja schließlich. Einen Verschluss brauche ich aber schon noch. Die Türfalle habe ich ebenfalls von Deutschland mitgebracht - lässt sich relativ leicht montieren und funktioniert.


Endlich bin ich zufrieden genug. Das Dach wird undicht bleiben, aber oberhalb der Türe ist noch ein klein wenig zu verkleiden. Das mach ich morgen, an meinem letzten Tag. Mir ist saukalt! Ich räume noch ein wenig unterm Haus auf, der Anhänger kommt an seinen Ruheplatz unters Haus und Ragnars Dachpappe lege ich oben drauf. Da ist sie eben und trocken gelagert.

Mich drückt noch meine Wasserinstallation. Bei diesem Wetter wäre natürlich wieder alles eingefroren, ich habe aber die Pumpe schon mal zum auftauen ins Haus geholt. Nun möchte ich sie auch im Haus anschließen können. Dazu muss ich am Verteiler einen weiteren Absperrhahn installieren. Eigentlich klappt das ganz gut, es wird nur nicht ganz dicht. Alle meine Bemühungen sind erfolglos, aber es sind letztendlich nur Tröpfchen. Ich werde es so lassen und etwas darunter stellen. Mein Wasserwerk sieht echt abenteuerlich aus, aber immerhin habe ich jetzt wieder "fließendes" Wasser - ich bin stolz.

Mein Feuerchen mag heute irgendwie gar nicht brennen. Ich muss gut aufpassen und es mehrfach neu anzünden. Ob das vielleicht am Schnee auf dem Dach liegt, dass der Kamin nicht so gut zieht?

Abschied von Björn und Anne-Lise? Ich bin zwar müde und erschöpft, aber so viel Kraft muss noch sein! Ein paar kurze Worte drüben in deren Hütte und dann verabschiede ich mich bis voraussichtlich Pfingsten.



Freitag, 3. Januar 2020

Die Türen

Die Landschaft ist weiß überzuckert - romantisch. Wenn da nicht die unfertige Garage wäre... Heute ziehe ich mich gleich wasserfest an, was keine schlechte Entscheidung ist. Kurz nachdem ich draußen bin, fegt ein Schneesturm durch den Fjord. Als es abflaut bleiben natürlich mal wieder die schwarzen Wolken über mir hängen. Sie entlassen ekligen Schneeregen.
Ich habe von der Lieferung nur noch 2 lange Bretter übrig, das wird niemals für die Vorderwand reichen. Aber sie werden als erstes verarbeitet. Die übrig gebliebene Verpackungsfolie wandert in den Anhänger, den ich heute schon mit weiterem Müll beladen habe. Vielleicht werde ich ihn ja noch los? Hägar ruht allerdings gut verpackt in seiner Hütte und schaut auf's Meer.
Für die Tür benötige ich vorab eine Hilfskonstruktion zum Ablängen und Ausrichten der Bretter. Nun muss ich unters Haus krabbeln und dort weitere Bretter ausgraben. Ich habe noch einen Vorrat, aber der ist gut verstaut - ich muss zuerst den ganzen obendrauf liegenden Kruscht wegräumen. So langsam habe ich meine Handkreissäge richtig gut im Griff - das Ablängen der Bretter geht recht flüssig. Ich schraube sie an die Garagenfront, um die Türen einzupassen. Dann werden sie von innen mit dem "Z" versehen, das den Türen Stabilität geben soll. In der Garage ist es dunkel und eng, zumindest gegen die Dunkelheit kann ich diesmal einen Baustrahler einsetzen. Klingt alles einfach, dauert aber ziemlich lange. Hägar ist nun eingemauert - oder besser gesagt: zugeschraubt. Denn die Türen habe natürlich noch keine Scharniere sondern sind vorerst an der Garage festgeschraubt. Wie ich rein- und rauskomme? Neben den Türen gibt es noch ein schmales Stück Wand, das noch nicht verkleidet ist. Dadurch zwänge ich mich. Ein bisschen Torschlusspanik kommt jetzt auf, ich habe nur noch knapp 2 Tage Zeit!
Zwischendurch gibt's mal 1 Stunde Regenpause, der Himmel reißt sogar ein wenig auf. Als ich das bemerke, fängt es natürlich schlagartig wieder zu regnen an. So langsam wird mir doch wieder nasskalt.


Das restliche Tageslicht nutze ich noch, um den (leider diesmal nicht benützten) Badestamp wieder einzupacken. Langfristig muss ich mir da auch was anderes überlegen. Um 4 Uhr nachmittags mache ich einigermaßen zufrieden Feierabend und zünde schnell ein kleines Feuerchen an. Beim beobachten der Flammen werde ich warm und müde, die Augen fallen zu. Bis der Wasserkessel mich mit seinem Pfeifen wieder weckt. Zu essen gibt es nun Reste von Gemüse, verfeinert mit meinem Lieblingskäse und dazu eine heiße Tasse Apfeltee.

Ragnars Hütte liegt im Dunkeln! Die gesamte Weihnachtsbeleuchtung ist ausgeschaltet - ich vermute, er hat das mit Absicht gemacht, weil ich einmal gesagt habe, dass das Fremdlicht beim Beobachten des Polarlichts stört. Sehr aufmerksam! Aber seither gibt es kein Polarlicht, keine klare Nacht mit Sternen oder Mond. Kjetil ist auch nicht da, also scheint auch von den Bootshäusern kein Licht herauf. Und ich habe mein Licht unterm Haus ebenfalls ausgeschaltet. So ist es jetzt stockfinsterste Nacht.
Jetzt, wo mein Urlaub zu Ende geht, wird das Wetter langsam urlaublich, zumindest sagt der Wetterbericht am Sonntag "schönes" Wetter an. Und auch heute Nacht kommt nun endlich der Mond zum Vorschein und taucht die leicht gekräuselte Meeresoberfläche in ein fahles weißes Licht. Wenn anscheinend das Wetter nur nachts schön sein kann, dann sollte ich vielleicht auf Nachtschicht umsteigen? Im Sommer wäre das sicher kein Problem, aber jetzt muss ich mich eher an den Licht-Zeiten orientieren. Gute Nacht!

Donnerstag, 2. Januar 2020

Sturm

Heute hat der Wetterbericht tatsächlich recht!
Voller Tatendrang stehe ich bereits vor meinem Wecker auf und wage mich nach draußen, bevor es hell wird. Der ganze Schnee ist verschwunden, nur noch einzelne Eisplatten forden ein wenig Aufmerksamkeit. Die Erschöpfung schlägt schon wieder zu, anscheinend hat ein einzelner Gammeltag nicht ausreichend Erholung gebracht.

Also, trotzdem gleich mal ans Dach und schauen, ob ich die Dachpappe drauf bekomme. Ich muss erst den Dachüberstand mit der Säge begradigen, wofür ich auf die Leiter muss. Diese hat keinen besonders guten Stand und muss mehrfach versetzt werden. Ein paar Reste Dachpappe lege ich mal locker auf, dann hat es chon unmerklich angefangen zu regnen. Also hole ich mir eine Regenjacke, nun regnet es aber so stark, dass auch Mütze und Hose bald klitschnass sind. So wird das nix - dann mach ich halt an der Türkonstruktion weiter. Auf die Dachpappe lege ich einen Balken - in der Hoffnung, dass dieser schwer genug ist, die Pappe vor dem Fortfliegen zu bewahren.

Selbst die Regenjacke hält dem Dauerregen nun nicht mehr stand! Aber aufhören mag ich irgendwie nicht. Hier und da gibt's noch was zu tun, Kleinigkeiten, Handgriffe. Ich bin wieder im Flow. Erst als ich langsam durchkühle, bis auf die Haut nass bin, beschließe ich, für heute aufzuhören. Hägar bekommt noch seine Haube an, denn das Dach lässt sehr durch. Immerhin brauche ich in der Garage nicht auf den Wind achten.

Es ist erst kurz nach Mittag und noch "hell", sofern man bei dieser Suppe noch von "hell" sprechen kann. Ich musste den ganzen Morgen schon mit Stirnlampe arbeiten, das Restlicht hat einfach nicht ausgereicht.Me ine Sachen hänge ich erstmal in die Dusche zum abtropfen, bevor sie trocknen können. Selbst die Schuhe, mit denen man eigentlich im Wasser stehen kann, sind durch! Obwohl es nicht so kalt ist, werfe ich den Ofen an - soll beim Trocknen helfen. Und dann kuschel ich mich warm ein. Draußen auf dem Fjord kann ich die Umrisse eines Marineschiffs erkennen.

Gegen 15 Uhr reißt es auf, der Himmel ist kurzfristig ganz klar. Und dann legt der Sturm los - genau wie vorhergesagt. 20 m/s, das ist Windstärke 8, pfeifen heftig ums Haus. Mein Stückchen Dachpappe war natürlich - trotz Beschwerung - umsonst; schon die ersten Böen haben es weggeweht. Da das Wetter morgen ähnlich werden soll, bzw. wieder Schnee angesagt ist, wird das vermutlich nichts mehr werden mit der Dachabdichtung. Es hält mich grade nichts mehr drinnen, ich muss draußen nach dem Rechten sehen. Dabei räume ich ein paar Farbeimer sowie die Fahrräder wie geplant in die Garage; die hatten bislang nur einen notdürftigen Platz vor meiner Haustür. Und schon ist die Garage voll! Sie fühlt sich jedoch sehr sicher an - ich fühle mich drinnen recht wohl. Da wackelt oder klappert nichts - hoffen wir, dass es so bleibt.

Eine Abdeckung vom Brennholz fliegt davon, die muss ich wieder einfangen; hoffentlich hält sie jetzt. Unterm Haus machen sich auch einige Eimer, Fässer und Holzscheite auf die Socken...ich sammle alles wieder ein und finde einen hoffentlich windsicheren Platz für sie. Wasser hab ich nun genug rund ums Haus, allerdings leider (noch) nicht sammelbar. Überall sind knöcheltiefe Pfützen und Rinnsale. Genug geschaut, geh wieder rein und hab Vertrauen.

Bei den Bootshäusern spielt sich was ab, da muss ich doch mal wie ein altes Weib hinterm Vorhang vorschauen. Jetzt bewährt sich mein Bänkchen, das direkt an der Terrassentüre steht. Ein Auto mit Anhänger fährt vor und rückwärts zu den Bootshäusern hinunter. Ein entgegenkommendes Fahrzeug hat dabei anscheinend Kontakt, denn der Fahrer steigt aus und begutachtet sein Fahrzeug ganz genau - scheint aber nichts kaputt zu sein. Aus dem Gespann steigen 4 junge Leute aus. Bei Taschenlampenlicht laden sie Reifen und Felgen ein, die sie vermutlich Kjetil abgekauft haben. Was in der Abgeschiedenheit nicht alles ein Event ist! Kjetil stiefelt mit seiner Stirnlampe auf der Rückseite der Bootshäuser herum, ich sehe den Widerschein der Lampe übers Wasser streichen - das wirkt echt lustig!

Eigentlich hatte ich vor, heute nochmal auf Besuchstour zu Bergs und Jensens zu gehen. Der Sturm läßt mich jedoch lange zögern. Als es irgendwann nicht mehr ganz so laut poltert (es ist schon 8 Uhr), breche ich dann auf. Übrigens: der Sturm hat diesmal sogar eine schwere Abdeckung meines Badestamps fortgeblasen! Sie liegt nicht weit weg. Ich möchte diesen Besuch unbedingt noch machen! Bei der Gelegenheit nehme ich gleich die große Bohrmaschine mit zurück. Randi ist alleine zu Hause, aber Viggo kommt kurz darauf auch heim. So gut es geht unterhalten wir uns über dies und das, meine tollen Nachbarn, Kjetils sonderbares Verhalten, den schnell wieder genesenen Mann aus der Kirche, meinen Motorradurlaub in den Alpen und und und... Wann ich nächstes Mal wieder komme? Ich denke, an Pfingsten. Tschüss dann und habt eine gute Zeit. Bei Viola und Jardar gebe ich noch die Maschine ab, wir tauschen nur wenige Worte aus. Allerdings bieten sie mir für Montag morgen wieder den shuttle-Service an (ich habe ja heimlich darauf gehofft). Das ist so toll!
Der Wind hat aufgehört, dafür regnet es jetzt zur Abwechslung mal wieder. Morgen soll es in Schnee übergehen - keine guten Voraussetzungen zur Fertigstellung der Garage.

Ja, ich bin schon mehr als nur ein bisschen verrückt: meine, im tiefsten Winter ohne trockenes Fahrzeug auszukommen und glaube, in knapp 3 Wochen Polarnacht alleine eine Garage bauen zu können! Echt nicht normal...

Mittwoch, 1. Januar 2020

Neues Jahr, neuer Rekord

Ich war zum Silvester bei Nachbars eingeladen zu Käse und "Häppchen". Eva hat eine tolle Käseplatte vorbereitet, diverse Sorten Knäckebrot bzw, Kekse, Früchte und andere Beilagen. Um halb elf bin ich rübergegangen, Björn und Anne-Lise waren schon da. Wir hatten einen fröhlichen Abend, an dem vor allem über Hunde und Ausflüge in der Gegend um Narvik und Kiruna gesprochen wurde. Vielleicht sollte ich das im Sommer mal näher anschauen? Natürlich haben wir auf das neue Jahr angestoßen und den Abend erst um halb drei Uhr morgens ausklingen lassen. Dementsprechend lange darf ich heute ausschlafen.
Es wird schon "hell" als ich wach werde, aber hell ist echt übertrieben. Es ist wieder total ungemütlich, grau in grau, neblig - ich glaube, heute lege ich einen Gammeltag ein.


Um die Mittagszeit gebe ich mir endlich einen Ruck, packe meinen Angelrucksack und tuckere mit Hägar nach Liavika. Es ist kalt, Schneeregen verklebt mir die Brille, aber ich werfe meine Angel aus. Alleine schon mal, hier zu sein, die frische Luft zu atmen, die verschiedenen Geräusche wahrzunehmen und die Wasseroberfläche zu beobachten ist es wert. Meine Lebensgeister kommen langsam zurück. Egal, wenn ich nichts fangen sollte. Aber die Geschichte geht anders: nach einigen Würfen schnuppert jemand an meinem Köder, überlegt es sich wohl anders und bevorzugt das warme Meerwasser. Fische sind also da! Ich weiß, Geduld! Einfach zufrieden sein mit Angel auswerfen. Meine Einstellung wird belohnt, ein kleiner Seelachs beißt, läßt sich an Land ziehen und spuckt den Köder aus, als er auf sicherem Boden landet. Gut, dann brauch ich den Haken nicht herauszufummeln. Ich möchte noch etwas weiter machen. Da beißt einer, scheint ein größerer zu sein, aber man täuscht sich ja so leicht. Als er auf Land liegt betätigt sich meine Vermutung, das ist größte Fisch, den ich bisher je gefangen habe - auch ein Seelachs. Petri Heil! Und dann erst reißt meine Angelschnur! Also, Köder wieder neu anbinden und weitermachen.

Ein wenig möchte ich noch bleiben, aber bitte nicht größenwahnsinnig werden. Oder doch? Schon wieder beißt einer an - so wie ich den ziehen muss und sich meine Angel biegt, ist er noch ein ganzes Stück größer! Noch größer? Aber das verkraftet meine Angel nicht. Er zappelt schon an der Wasseroberfläche und gerade als ich zum finalen Landgang ansezte, reißt die Schnur. Tja, hat halt nicht sollen sein. Trotzdem habe ich heute einen Rekordfang gemacht!
Zu Hause werden die Fische versorgt - der große passt sicher nicht in mein Gefrierfach. Er ist 55 cm lang und wiegt knapp 1,2 kg. Damit er handhabbar wird, verliert er nun seinen Kopf, dann ab in die Gefriere. Das war eine schöne und erfolgreiche Stunde!

Ich hole noch einen Kübel Feuerholz, vielleicht bekomme ich ja später noch Lust auf ein Feuerchen. Dann darf ich weitergammeln.
Gegen Abend frischt der Wind auf, es stürmt heftig, es pfeift und poltert rund ums Haus. Sicher hat die Hütte schon weitaus schlimmere Stürme erlebt, wenn ich nicht da war und sie steht ja immer noch. Ich muss also Vertrauen haben. Auch in meinen Garagenbau. Für die nächsten 2 Tage ist noch schlimmeres Wetter angesagt, noch stärkerer Wind und viel mehr Regen! Das ist nicht gut, ich wollte nochmal nach Evenskjer fahren, aber nicht bei so einem Wetter....