Montag, 30. Dezember 2019

Rolla - eine Tagestour für ein Pläuschchen

Der für Samstag Nacht angesagte Sturm kommt um 24 Stunden verspätet. Die Biäume biegen sich ordentlich, das Meer bsricht ich in einem breiten weißen Schaumstreifen am Ufer. Unterm Haus poltert die ganze Nacht irgendetwas rythmisch - ich vermute, es war irgendeine Plane.
Um 6:15 klingelt der Wecker - um 7 Uhr möchte ich "on the way" sein. Ich schaffe es bis 7:15. Ich hab gestern nochmal im Internet nach den Öffnungszeiten aller Geschäfte geschaut und Biltema ist das Einzige, das morgens schon offen hat. Also müsste mir die Zeit dicke reichen.
Es regnet. Auf der Hauptstraße ist zum Glück nicht so sehr viel Verkehr, aber angenehm ist die Fahrerei trotzdem nicht. Ich liege gut in der Zeit, auch wenn ich meist nur um die 50 km/h gefahren bin. Irgendwie traue ich der Fuhre nicht mehr zu bei diesem Wetter. Ab der Tjeldsundbrücke liegt auch schwerer Schneematsch auf der Straße. Biltema wirkt noch etwas verschlafen, die Reihen sind leer und ich habe Muse, nach den Fittings zu suchen, die ich mir vorstelle. Ich hab da noch so eine Idee für Warmwasser im Winter. Sollte die Garage fertig sein und ich noch Zeit übrig haben, dann...kann ich noch ein Experiment starten.
Im Salon der Fähre ist es kuschelig warm und ich werde ziemlich müde. 45 min geht die Überfahrt, dann zieht sich die Fahrt auf der Insel nochmal genauso lange hin. Um halb elf komme ich dann bei Astrid an und darf mich noch am Frühstücksbuffet bedienen. Uwe muss leider arbeiten - ich dachte, er hätte heute frei? Die beiden Jungs kommen herüber ins Restaurant und wir unterhalten uns ein wenig: Ove lernt nun Koch (an der Filmschule haben sie ihn leider nicht angenommen) und Håkon freut sich darauf, dass er dieses Jahr auch die Schule beenden kann. Sie helfen mir noch, zwei lange und schwere Baustützen aus der Scheune zu holen, die ich mir während der Bauarbeiten an meiner Hütte ausleihen darf. Mein Anhängerchen geht ordentlich in die Knie, die Stützen ragen hinten noch ein Stück heraus. Dann darf ich bei Astrid noch die Waschmaschine benutzen, wenn man kein fließendes Wasser hat, muss man sich einfach überall durchschnorren. Astrid und ich verbringen den weiteren Nachmittag gemütlich ratschend auf dem Sofa, bis Astrid mir noch ein feudales, leckeres Essen kocht.

Dann muss ich auch schon wieder aufbrechen. Ich möchte die 17-Uhr-Fähre erwischen, die wichtigsten Geschäfte schließen um 19 Uhr. Ich bin rechtzeitig im Hafen und kontrolliere meine Ladung...Sch...die Stützen haben die Heckklappe verbogen und sind hinuntergerutscht! So kann das nicht bleiben. Mein Anhängerchen scheint aber erstaunlich leidensfähig zu sein, die die verbogene Klappe läßt sich ziemlich leicht wieder hinbiegen. Die Stützen vertäue ich nun etwas anders, in der Hoffnung, dass sie jetzt besser halten. Gerade fertig geworden, muss ich mich auch schon aufs Schiff beeilen. Die Überfahrt ist etwas holprig, anscheinend hat das Meer heute auch Schlaglöcher. Als ich bei der Einfahrt nach Harstad wieder an Deck gehe, bemerke ich erst, wie frisch der Wind wirklich ist - es zieht ganz ordentlich!
Einkaufen. Es gibt 2 Dinge, deretwegen ich extra nach Harstad muss. Sofakissen und einen Wasserschlauch. Das Möbelgeschäft ist ziemlich kompliziert zu erreichen. Hinzu kommt, dass genau diese Straße derzeit erneuert wird - also Dreck, Baustelle, Umleitung. Egal - ich will dahin. Das Geschäft ist geschlossen! Heute um 17 Uhr - 2 Stunden vor der versprochenen Zeit. So was Dummes!!! Dann eben noch ins Einkaufscenter wo es verschiedene Läden gibt. Im ersten Laden jagen sie mich bald wieder hinaus, sie schließen jetzt! Um 18 Uhr - auch 2 Stunden vor der angegebenen Zeit. Der nächste Laden hat angeblich bis 20 Uhr geöffnet, da brauche ich unbedingt einen neuen Wasserschlauch! Das Gitter ist unten, direkt vor meiner Nase - heute auch um 18 Uhr geschlossen! Da hätte ich mir die Hetze mit der Fähre wirklich sparen und auch erst die spätere nehmen können. Dumm gelaufen.

Die Heimfahrt ist kein Spaß! Selbst in Deutschland bin ich nicht mehr scharf darauf, bei Nacht und Regen Auto zu fahren. Und da muss ich verrücktes Huhn bei stockdunkler Nacht und Nässe mit dem Quad auf der Hauptstraße fahren? Es ist ziemlich viel Verkehr und die Autos bzw. LKWs schleudern eine ekelhaft dreckige Gischt auf. Sobald ich abblenden muss, fahre ich praktisch blind. Erst die letzten Kilometer, nach der Abzweigung Evenes, gibt es keinen Verkehr mehr. Dafür eine feine Schicht Neuschnee und als ich am Fjord ankomme dichtes Schneetreiben bis zu Hause. Fast alles Eis ist verchwunden, und jetzt kommt Neuschnee? Ist schon ein lustiges Wetter... Meine Knie protestieren, als ich absteigen will. Sie mögen anscheinend nicht mehr lange bei Kälte unbeweglich herumsitzen - kaum dass ich meine Treppe noch hochkomme. Zähne zusammenbeißen und die Einkäufe und Wäsche hochschleppen. In meiner Hütte ist es zwar angenehm warm, aber ich habe trotzdem Lust auf ein Feuerchen. Schließlich muss die Wäsche ja noch trocknen! Ist das nicht eine super gute Ausrede? Und ich könnte jetzt eine warme Dusche gut gebrauchen...

"Susis Badestamp"-Handtuch, ein Gechenk von meinem Bruder, ist jetzt eingeweiht. Zwar nicht ganz korrekt für den Badestamp, aber immerhin für eine (gelegentlich lau-) warme Dusche! Ich denke, die ist würdig genug!
Die Duschaktion ist natürlich wieder mal was Besonderes, denn zuerst gibt es nur kaltes Wasser - der Boiler ist noch nicht angesprungen. Dann gibt es gar kein Wasser mehr - der Ansaugschlauch ist im Kanister unterm Haus nicht richtig eingesteckt. Und dann wechselt die Temperatur zwischen eiskalt und lauwarm. Mir hat's auf jeden Fall genügt um die Haare zu waschen und mich fein genug für das neue Jahr zu fühlen.

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